Rezension

Breites Spektrum an gesellschaftlichen Themen

Cecile - Theodor Fontane

Cecile
von Theodor Fontane

Bewertet mit 4 Sternen

Bei "Cécile" handelt es sich um einen Gesellschaftsroman Theodor Fontanes, der anhand von den Protagonisten Cécile, ihrem Mann Pierre von St. Arnaud und Leslie von Gordon die Ständegesellschaft und das vorherrschende Frauenbild des frühen 19. Jahrhunderts unter die Lupe nimmt.

"Cécile" ist inhaltlich sehr unterhaltsam und auch die kritische Stimme Fontanes ist überdeutlich wahrzunehmen und regt zum Nachdenken an. Was definitiv recht schwach ausfällt sind die Protagonisten. Sie werden zwar in vielen Eigenschaften deutlich ausgeleuchtet und dennoch bleiben sie überwiegend blass und dem Leser fern. Vor allem St. Arnaud bleibt einem nur als eingebildeter Gockel im Kopf. Interessant ist, dass die anderen beiden, Cécile und Gordon, unterschiedliche Entwicklungen nehmen. Während Cécile dem Leser zunächst als schwach, aufmerksambedürftig und auch eingebildet präsentiert wird, ist Gordon offen, scharfsinnig und er wirkt einfach modern und nicht so altbacken wie das Ehepaar St. Arnaud. Doch dabei bleibt es nicht, denn gerade an den beiden macht Fontane auf einige Probleme der Gesellschaft aufmerksam. Cécile schwebt zwischen femme fragile und femme fatale, das bedeutet sie ist entweder beides oder aber gar nichts von beidem. Offensichtlich ist, dass Fontane hiermit kritisiert, dass es diese engstirnigen Frauenbilder überhaupt noch gibt. Zum anderen wird deutlich, dass dieser Bilder rein aus der Phantasie der Männer entspringt und sie diese den Frauen aufzwingen, um so zu verdeutlichen, dass die Frauen in ihren Augen nur Subjekte sind. Zum anderen ist dort Gordon, der als Kabelleger für die Moderne steht. Doch als er über Céciles verruchte Vergangenheit erfährt, fällt er in den Anarchismus zurück und behandelt die Frau eines Mannes der Oberschicht wie eine Hure.

Neben diesem Thema gibt es aber noch viele weitere Themenschichten, die Fontane kritisiert. Da wäre zum einen, dass Cécile es nie geschafft hat in der höheren Gesellschaft akzeptiert zu werden, weil jeder über ihre Vergangenheit als Fürstenmätresse Bescheid weiß. Dann wäre dort noch der Ehrbegriff verbunden mit dem Duell. Obwohl sowohl St. Arnaud, als auch Gordon nicht mehr beim Militär tätig sind, fühlen sie sich immer noch dem Ehrenkodex verpflichtet und tragen beide bereitwillig das Duell um ihre Ehe aus. Dabei geht es jedoch hauptsächlich um die äußere Ehre, während die innere eher außen vor bleibt.

Mein Fazit ist, dass Fontane es wieder einmal eindrucksvoll gelungen ist, durch raffiniertes Erzählen das Bild einer rückständigen Gesellschaft aufzuzeigen, die weit davon entfernt ist, dem Anspruch der Moderne gerecht zu werden. Woran es bei "Cécile" jedoch scheitert sind die Figuren. Sie sin zwar vereinzelt sehr stark psychologisch ausgeleuchtet, aber insgesamt bleiben sie blass, weil man merkt, dass sie Spielbälle Fontanes sind, um auf etwas Größeres aufmerksam zu machen. Dennoch ist "Cécile" als Gesellschaftsroman sehr gelungen und empfehlenswert!

Kommentare

Naibenak kommentierte am 29. November 2014 um 18:55

Eine sehr schöne Rezension! Da ich Fontane auch sehr mag, werde ich mir diesen Titel auf die WL schieben ;-) Vielen Dank!