Rezension

Briefe aus der Ferne...

Siebzehn Silben Ewigkeit - Denis Thériault

Siebzehn Silben Ewigkeit
von Denis Thériault

Bewertet mit 5 Sternen

Bilodo, ein junger Postbote aus Montreal mit einer Vorliebe für Kalligraphie, geht seinem Beruf voller Leidenschaft nach: Heimlich öffnet er abends über Wasserdampf handgeschriebene Briefe und träumt sich in fremde Lebenswelten. Eines Tages stößt er auf die ungewöhnliche Korrespondenz zwischen Professor Grandpré und Ségolène, einer Lehrerin aus Guadeloupe, die sich Gedichte schicken. Bilodo verliebt sich in Ségolène. Als Grandpré bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen waghalsigen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen und lernen, wie man mit siebzehn Silben die Ewigkeit einfängt ...

Bilodo, ein 27-jähriger Briefträger aus Montreal mit einem Faible für Kalligraphie, lebt zurückgezogen mit seinem Goldfisch Bill in einer Dreizimmerwohung. Er gilt als zuverlässig, und niemand ahnt, dass er an den Abenden einer geheimen Leidenschaft nachgeht: Regelmäßig nimmt er aus der ihm anvertrauten Post handgeschriebene Briefe mit nach Hause, öffnet sie über Wasserdampf und träumt sich in das Leben anderer Menschen.
Seine Sammlung an Korrespondenzen ist groß, doch eine bedeutet ihm mehr als alle anderen: Grandpré, ein Professor aus seinem Zustellbezirk, tauscht Briefe mit der schönen Lehrerin Ségolène von der Karibikinsel Guadeloupe, die durch ihre Form aus dem üblichen Rahmen fallen. Die beiden schreiben sich Gedichte - Haikus, wie Bilodo bald herausfindet. Bilodo erliegt dem exotischen Flair der Briefe. Mehr noch: Er verliebt sich in Ségolène und beginnt, Grandpré zu beobachten. Als dieser bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen verwegenen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen - mit allen Konsequenzen...

Briefe aus der Ferne - sie können verzaubern, ungeahnte Leidenschaften wecken, das Leben verändern...

Zentrales Objekt des Buches ist die japanische Dichtkunst mit ihren dreizeiligen Haikus (17 Silben), mit denen Bilodo und Ségolène ihre Korrespondenz führen. Auch wenn man selber bislang keine Zugang zur Lyrik gefunden haben mag, so zieht einen Thériaults Liebeserklärung auf diese kurzen und aufs Wesentliche gebrachten Dreizeiler doch unfehlbar in ihren Bann.
Ein großes Lob gebührt dabei sicherlich der Übersetzerin van Beek, der es meisterhaft gelungen ist, den Charakter und die Poesie der japanischen Haikus aus dem Französischen ins Deutsche zu übertragen...

"Gleichzeitig zart, komisch und tragisch wird diese ganz besondere Geschichte erzählt, der man nach der Lektüre mit einem lachenden und einem weinenden Auge einen Ehrenplatz im Gedächtnis und im Bücherschrank geben möchte", schrieb Katrin Holthuis, Rhein-Neckar-Zeitung.
Ein Statement, dem ich mich hier nur anschließen kann!

Für mich ein wirkliches Highlight!

© Parden

Kommentare

Naibenak kommentierte am 16. Juni 2014 um 09:21

Das klingt wirklich sehr, sehr schön! :) Danke für die prima Rezi, das Buch wandert derweil auf meine WL ;)

parden kommentierte am 17. Juni 2014 um 07:17

Das lohnt sich wirklich!

Naibenak kommentierte am 17. Juni 2014 um 10:27

Tja... und nun ist es gekauft *grummel*... war aber auch ein echtes Schnäppchen :D Mein Regal freut sich! Und ich auch! haha...

parden kommentierte am 17. Juni 2014 um 17:20

*grins* - na, dann viel Vergnügen! Bin gespannt, wie Du es findest!

Naibenak kommentierte am 25. Januar 2015 um 21:44

Hallo parden! Habe das Buch nun endlich gelesen ;) Es hat nicht ganz für die "Highlight"-Etage gereicht, aber die Haikus und Tankas haben es mir ebenfalls sehr angetan :-) Mal etwas ganz und gar anderes und der befürchtete Kitsch-Schluss blieb völlig aus *lach*. Wenn der Schluss auch etwas verwirrend sein mag, er hat mich echt überrascht und entspricht dem streckenweise doch sehr "Märchenhaften" dieses kleinen, feinen & poetischen Romanes. Schönes Ding! :-)

parden kommentierte am 30. Mai 2015 um 10:19

Das sehe ich ja jetzt erst. Schön, dass es Dir zumindest gefallen hat - wirklich ein besonderes kleines Buch... :)