Rezension

Charmant aber behäbig

Das Haus der Hildy Good
von Ann Leary

Bewertet mit 3 Sternen

Hildy ist eine Art Original: Die ältere Lady ist eine erfolgreiche Immobilienmarklerin, kennt so gut wie jeden im malerischen Küstenörtchen Wendover und kann sich auf Vorfahren berufen, die einst als Hexen verbrannt wurden.

Dass ihre Töchter sie allerdings wegen ihres Alkoholkonsums haben einweisen lassen kann sie nur schwer verknusen. Sie ist doch keine Alkoholikerin! Aber den Kindern zuliebe bleibt sie auf dem Trockenen und verschließt bestmöglich die Ohren vor dem Klatsch und - noch schlimmer! - dem Mitleid ihrer Nachbarn und Freunde. Schließlich braucht sie den Alkohol nicht. Aber so ein heimliches Fläschchen am Abend, allein zu Hause hat bekanntlich auch noch niemandem geschadet. Immerhin ist sie eine erwachsene Frau und weiß, was sie tut!

Die Geschichte um Hildy ist durchaus charmant, kam mir aber ein wenig zu behäbig daher. Hildy selbst ist eine tolle Mischung aus liebenswert und eigensinnig, klug und schnippisch. Auch der "Neuzugang" Wendovers, die reiche und leicht mysteriöse Rebecca, mit der sich Hildy langsam anfreundet, bringt wenig Schwung in die Geschichte. Der kommt eigentlich eher im letzten Viertel, als sich die Ereignisse überschlagen. Vorher lernen wir Hildy und ihre Stadt kennen. Das ist nett, war mir aber zu wenig.

Gelungen ist allerdings die Schilderung von Hildys Alkoholkonsum. Schafft sie es zu Beginn noch im Handumdrehen den Leser und sich selbst davon zu überzeugen, dass sie kein Alkoholproblem hat, beginnt sich diese Wahrheit im Laufe der Geschichte mehr und mehr zu drehen.

Wer sich für schöne Häuser, Dorfklatsch und eine eigensinnige Erzählerin begeistern kann, der liegt hier richtig. Auch wenn Hildy klasse ist: Ich hätte mir etwas mehr Schwung und Handlung gewünscht. So läd es teilweise zum überfliegen ein und bleibt mehr leichte Strandlektüre als einprägsamer Roman.