Rezension

Ein lockerer Kleinstadtroman, der die Schwächen seiner Bewohner offenbart

Das Haus der Hildy Good
von Ann Leary

Bewertet mit 4 Sternen

Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Hildy Good versteht es nicht nur imposante Häuser zu verkaufen, sondern hat auch ein Faible dafür, hinter deren gut gebauten Mauern zu schauen. Egal, mit wem sie eine Besichtigungstour unternimmt oder welchen Bewohner des kleinen Küstenstädtchens Wendover besucht. Immer ist sie sofort im Bilde, was dieser vor anderen verbirgt. Mal sind es psychische Abnormitäten, die in Schach gehalten werden müssen, ein anderes Mal ist eine außereheliche Affäre, die aus dem Ruder läuft. Und während sie tief in die Seelen anderer Menschen schaut, kämpft auch sie mit einem Problem, das ihr zu entgleiten droht. Denn jeden Abend nach der Arbeit zieht sich Hildy Good in ihren Keller zurück, wo sie heimlich einen gut versteckten Rotwein genießt. Eine Sucht, die plötzlich außer Kontrolle gerät und fatale Ereignisse nach sich zieht..
 
„Das Haus der Hildy Good“ ist ein lockerer Kleinstadtroman mit einer sympathischen Hauptfigur, der durch die in ihm verarbeiteten menschlichen Schwächen angenehm kurzweilig unterhält. Dabei ist es vor allem Hildy Goods turbulentes Leben, das als Dreh- und Angelpunkt für viele kleine Begebenheiten herhalten muss und sich, wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. So erfährt der Leser aus ihrer Sicht, warum eine deprimierte Ehefrau und Mutter durch den Umgang mit Pferden ein neues Selbstwertgefühl gewinnt oder wie die Suche nach einem verschwundenen Jungen verläuft. Aber auch der alltägliche Tratsch macht vor ihrer Tür nicht halt, was in diesem Fall kein Wunder ist, da Hildy mit dem ihr gegebenen siebenten Sinn ausreichend Öl ins Feuer gießt. Doch neben allen diesen manchmal auch skurrilen Geschichten taucht der Leser tief in Hildys Leben ein und erlebt ihren immerwährenden Kampf mit und gegen den Alkohol. Ein ungeschönter Einblick, der ihre Abstürze und Lügen offenbart und ihre Bemühungen, diese vor anderen zu verbergen.
 
Fazit:
Ein Roman, der genauso vielfältig, wie das Leben ist und in wunderbar realistischer Weise Humor und Ernst in sich vereint.
 

Kommentare

LySch kommentierte am 03. April 2017 um 09:45

Eine schöne Rezi! :) Hält gut die Balance zwischen Informieren und dabei nicht zuviel verraten! Mich lacht das Buch auch irgendwie an...;)