Rezension

Chill mal

Die Welt übt den Untergang und ich grinse zurück - S. J. Goslee

Die Welt übt den Untergang und ich grinse zurück
von S. J. Goslee

Bewertet mit 4 Sternen

Michael Tate, von allen nur Mike genannt, führt ein sehr beschauliches Leben, denn neben seiner Band, die wirklich als grottenschlecht zu bezeichnen ist, zählt für ihn hauptsächlich das Abhängen mit seinen Freunden und seiner Freundin Lisa. Doch als plötzlich Lisa mit ihm Schluss macht und nur noch seine beste Freundin ist, wird er aus seiner Bahn geworfen. Anstelle von Bandproben mit Kiffen und Alkohol kommt Lisa auf die tolle Idee, ihn mit in die Planungen für den Abschlussball einzubringen. Damit könnte er ja auch noch leben, wenn da nicht plötzlich überall sein Erzfeind Tim Wallace auftauchen würde, mit dem er sich schon früher häufig geprügelt hat. Doch Tim nimmt immer mehr Platz in Mikes Leben ein und nicht nur das, Mike ertappt sich immer mehr dabei, dass ihn auch seine Gedanken immer öfter zu Tim Wallace führen.
Meine Meinung:
Bei diesem Buch wirkte wieder einmal das Cover wie ein Magnet und im Nachhinein muss ich auch sagen, dass es recht gut zu dem Inhalt passt. Zu Beginn des Buches wurde ich doch mit einem leichten Chaos konfrontiert, denn hier prasselten so einige Charaktere auf mich ein, bei denen ich einen Moment benötigte, um sie ein- und zuordnen zu können. Doch der Schreibstil an für sich machte es mir wieder recht leicht, denn dieser ist sehr lebhaft und flüssig, allerdings sprachlich sehr jugendlich gehalten. Deshalb denke ich auch, dass dieses Buch hervorragend für die Zielgruppe passt und dem jüngeren Leser durchaus viel Spaß macht, aber es ist bestimmt nicht für jedermann geeignet.  S. J. Goslee nimmt sich hier einfach die Freiheit, so zu schreiben, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.

Der Inhalt ist sehr zeitgemäß und auch unheimlich interessant, die Umsetzung hätte ich mir hier und da mit etwas mehr Tiefgang gewünscht. Es wird zwar durchaus deutlich, dass Mike gerade zu Beginn mit seiner eigenen Sexualität sehr hadert, aber da hätten für mich durchaus ein paar Komplikationen mehr mit eingebaut werden können. Auf der anderen Seite passt dies aber doch recht gut zu Mike und auch zu seiner Geschichte.

Die Geschichte beginnt mitten im Geschehen und fiel mir anfangs nicht ganz so leicht, da hier so einiges auf einmal auf mich zu kam. Da waren zum einen die vielen Beschreibungen der Freunde, die ich noch nicht auseinander halten konnte und zum anderen Mike, mit seiner doch recht gewöhnungsbedürftigen Haltung. Doch irgendwie wollte ich auch wissen, wie dieser eher lässige und auf den ersten Blick nichts ernst nehmende Typ mit seiner plötzlich auf den Kopf gestellten Welt zurecht kam. Von der Wirkung her fühlte ich mich wie in einem Teeniefilm.

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, dabei muss ich für mich sagen, dass mir hier die Zeit, der Präsens, erst einmal schwer fiel. Aber auch das ist durchaus eine Sache der Gewöhnung und nach ein paar Kapiteln war das auch in Ordnung.

Die Charaktere der Geschichte sind absolut vielseitig und auch sehr viele auf einmal. Mike ist aber hier der Protagonist der Geschichte. Auch bei ihm hat es etwas gedauert, bis ich ihn einordnen konnte, denn zu Beginn macht er einen sehr oberflächlichen Eindruck auf mich. Alles ist für ihn eher gechillt und einfach abhängen und kiffen ist für ihn eher von Bedeutung. Doch so nach und nach merkt man, dass doch noch mehr in ihm steckt und dass er in seinem inneren eher unsicher ist.

Neben Mike gibt es eine ganze Menge verschiedenster Freunde, die die Geschichte durchaus lebendig und authentisch werden lassen. Lisa, Mikes Freundin, mochte ich hier sehr gerne, denn mit ihrer Art schafft sie es immer wieder, Mike zum Nachdenken zu bringen und auch mal ein wenig Initiative zu ergreifen. Tim Wallace wird erst so mit und mit eine interessantere Persönlichkeit, was aber auch mit daran liegt, dass er in einem Großteil der Geschichte nicht gerade zu Mikes bevorzugten Personen gehört, um es einmal nett auszudrücken.
Mein Fazit:
Ein Buch, das in erster Linie wohl an die jüngere Lesergruppe gerichtet ist, denn der Stil ist absolut jugendlich, gerade was Sprache und Ausdruck angeht. Hat man einmal den Durchblick durch die kompletten Personen, wird es auch inhaltlich eine sehr moderne und zeitgemäße Geschichte. Zwar hätte ich mir einfach noch ein wenig mehr Tiefgang durch mehr Emotionen und auch Komplikationen gewünscht, doch alles in allem wirkte es authentisch. Interessierten Lesern rate ich hier aber auch zu einer Leseprobe, denn der Stil ist nicht unbedingt jedermanns Sache.