Rezension

Das Böse lauert überall

Die Herzen des Monsieur Lefort - Mara Ferr

Die Herzen des Monsieur Lefort
von Mara Ferr

Bewertet mit 4 Sternen

Jerome Lefort, pensionierter Commandant der französischen Staatspolizei genießt regelmäßig seinen Café au lait im Café ,,Moncoeur“ im Quartier Montmartre, während seine Frau ihren täglichen Besorgungen und Terminen nachgeht. Mit dieser Routine ist Lefort rundum glücklich und zufrieden, bis er eines Tages in der Zeitung ein Zitat  von Friedrich Hebbel entdeckt: ,,Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ Dieser Satz bewirkt bei Lefort ein völlig irrationales Verlangen auf ,,Herzen“, zunächst nur in der Form einer erbärmlichen Zimmerpflanze, die er seiner mehr als überraschten Frau Josephine schenkt. Nur wenig später trifft er auf Suzette, eine Kellnerin und Gelegenheitsprostituierte, deren Kette mit herzförmigen Anhängern in Lefort ein urplötzliches Verlangen weckt, sodass er auch vor grober Gewalt nicht zurückschreckt, um sie an sich zu bringen. Und schon bald darauf findet er sein nächstes Opfer.

Während Lefort sich offenbar keiner Schuld bewusst ist und keine Reue für seine Taten empfindet, wundert sich der Leser über Leforts plötzliche Stimmungsschwankungen.

In kurzen, knappen Passagen wird die Handlung aus verschiedenen Perspektiven erzählt, mal aus der Sicht Leforts, mal aus der Sicht seiner Frau Josephine oder aus dem Blickwinkel Elaine Sabatiers, die erst vor kurzem ihre Arbeit als Bedienung im Café ,,Moncoeur“ aufgenommen hat. Ihr ist Lefort von der ersten Minute an unsympathisch, dennoch bittet sie ausgerechnet ihn um Hilfe, als ihre Mutter ermordet wird.

Mara Ferr erzählt abwechslungsreich und mit überraschenden Wendungen in einer ungewöhnlichen, fast schon altertümlich wirkenden Sprache. Der Leser wird häufig direkt angesprochen, immer wieder gibt es Andeutungen, was ihn als nächstes erwartet.

Das macht das Buch interessant, allerdings sind die Handlungsmotive der Figuren nicht immer ganz nachvollziehbar. Vor allem am Schluss bleiben zu viele Fragen offen, sodass ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurückbleibt.