Rezension

Das Cottage am See

Das Jahr der Schatten - Hannah Richell

Das Jahr der Schatten
von Hannah Richell

Bewertet mit 4 Sternen

4 von 5 Punkten

Kat und ihre Freunde haben den Abschluss an der Universität in der Tasche und stehen kurz davor, ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. Bei einem Ausflug kommt dann die Idee: Alle fünf brechen für ein Jahr lang jeglichen Kontakt zur Außenwelt ab, ernähren sich selbst und lassen sich (ohne Telefon, etc.) allein in einem kleinen Cottage am See nieder.
Was mit viel Spaß beginnt, wird nach kurzer Zeit ernst und die Gruppe gerät in immer neue Konflikte.
Dreißig Jahre später ist eben dieses Cottage die Rettung für Lila. Die junge Frau hat gerade ihr Baby verloren, steckt in einer Ehekrise und setzt nun alles daran, das kleine Haus neu zu gestalten. Da entdeckt sie einen verstaubten Brief, der an die früheren Bewohner erinnert...

Von der Autorin Hannah Richell hatte ich bis jetzt noch kein Buch gelesen, allerdings sagte mir ihr Debütroman „Geheimnis der Gezeiten“ vom Namen her etwas und so war ich gespannt auf ihren aktuellen Roman „Das Jahr der Schatten“.
Schauplatz ist ein kleines Cottage, welches einsam und verlassen an einem britischen See liegt und von ein paar Freunden, als neues Zuhause, adoptiert wird.
Was mit viel Spaß anfängt und schnell auf die unterschiedlichen Charaktere schließen lässt, wird mit dem Wechsel der Jahreszeiten immer mehr zum Lagerkoller. Denn die fünf Bewohner leben autark, versuchen sich komplett selbst zu ernähren und haben schnell mit dem Bewusstsein zu kämpfen, dass es im Winter nicht unendlich viele Lebensmittel gibt.
Zusätzlich entstehen Differenzen, die immer größere Lücken in die Gemeinschaft reißen.
Das Besondere des Buches war aber für mich, dass die Geschichte in verschiedenen Zeiten erzählt wird. Wir lesen also im Wechsel aus der Sicht von Kat, die 1980 ihr kleines Paradies am See gefunden hat und wechseln dann zu Lila, die das Cottage als Rückzugsort aus ihrem belastenden Alltagsleben sieht.
Beide Sichtweisen konnten mich überzeugen, waren fesselnd und gefühlvoll geschrieben. Für mich war interessant zu sehen, wie sich die Protagonisten verändern. Sie durchleben beide einen ähnlichen Zeitraum, verbringen aber mit anderen Voraussetzungen diese Zeit und machen einen Wandel durch.
Was zum Teil erschreckend wirkt, läuft auf eine große Frage hinaus und wurde, meiner Meinung nach, von der Autorin sehr gut gelöst.
Ich gebe zu, noch am Anfang hatte ich meine Probleme ins Buch zu finden und ich legte „Das Jahr der Schatten“ auch für einen kurzen Moment zur Seite. Denn was bringt es schon, wenn das Buch viel verspricht, man selber aber weiß, dass es nicht der richtige Moment dafür ist?
Beim zweiten Versuch konnte ich diesen Roman aber kaum noch aus der Hand legen.
Allein schon wie der Schreibstil mich an den See brachte und wie ich dadurch auch die Emotionen spüren konnte, hat viel Spaß gemacht und mich gut unterhalten
.
Ein Buch, das perfekt zu einem knisternden Feuer und einer Tasse Tee passt.
Mein Fazit:
Wer eine spannende Geschichte sucht, die nach und nach Geheimnisse offenbart und durch den Wechsel der Zeiten mal etwas anders ist, sollte sich „Das Jahr der Schatten“ nicht entgehen lassen.
8 von 10 Punkten