Rezension

Das Ende ist nicht das Ende!?

Das Wunder von Coldwater
von Mitch Albom

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt

„Hier ist Mom... ich muss dir was sagen.“ Als Tess diesen Anruf erhält, fällt sie aus allen Wolken, denn ihre Mutter ist schon seit vier Jahren tot. Und sie ist nur eine von acht Einwohnern des beschaulichen Städtchens Coldwater, die von da an jeden Freitag Anrufe von einem lieben Verstorbenen erhalten. Wie zum Beispiel der Polizist Jack, bei dem sich sein im Einsatz gefallener Sohn Robbie meldet. Und die gläubige Katherine, deren geliebte Schwester Diane Wunderbares vom Himmel berichtet.

Bald erfahren die Medien von diesem Wunder, und Coldwater wird überflutet von gläubigen Pilgern. Die ambitionierte Journalistin Amy wird in die Kleinstadt geschickt, um sich an Katherines Fersen zu heften, die besonders gesprächig ist und die Botschaften vom Himmel bereitwillig mit allen teilen möchte.

Doch es gibt auch Zweifler. Einer von ihnen ist der desillusionierte und um seine Frau trauernde Ex-Pilot Sully, der nach einem Gefängnisaufenthalt in seinen Geburtsort Coldwater zurückkehrt und seinen kleinen Sohn vor einer großen Enttäuschung schützen will, der von nun an jeden Tag auf einen Anruf seiner Mum wartet.

Sind die Anrufe aus dem Jenseits tatsächlich ein Wunder oder doch nur Humbug?

 

Meine Meinung

Wer Mitch Albom kennt, weiß längst, dass seine Bücher immer sehr gefühlvoll sind und zum Nachdenken anregen. Auch bei „Das Wunder von Coldwater“ ist dies definitiv der Fall, denn der Autor setzt sich hier mit sehr emotionalen und schwierigen Themen auseinander, vor allem mit der Trauer um geliebte Menschen und dem Glauben an ein Leben nach dem Tod.

Die Szenen springen oft zwischen den vielen agierenden Personen hin und her. Es gibt die „Auserwählten“, die Anrufe von Verstorbenen erhalten. Es gibt die religiösen Oberhäupter von Coldwater, den Bürgermeister, Medienvertreter; dazu noch zahlreiche weitere Nebenfiguren. Zudem wird noch zwischendurch die Geschichte von Alexander Graham Bell und der Erfindung des Telefons erzählt.

Zentrale Figur ist hierbei aber sicherlich Sully Harding, der an dem Wunder von Coldwater zweifelt und versucht, es als Humbug zu enttarnen.

Die Wege der vielen Charaktere kreuzen sich, und man erfährt viel über ihre Vergangenheit und ihr Gefühlsleben. Nach und lernt man die Personen besser kennen, und es setzen sich viele Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. Angesichts der Fülle an Figuren in diesem Buch ist es dem Autor doch sehr gut gelungen, jeden Einzelnen dem Leser näher zu bringen. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich manchmal den Überblick verlor und den ein oder anderen Namen erstmal verwechselt habe. Lesern mit schwachem Gedächtnis würde ich hier eventuell empfehlen, sich zu Beginn Notizen zu machen.

Zum Ende möchte ich nicht viel verraten, denn natürlich soll jeder selbst herausfinden, ob das Wunder von Coldwater nun wirklich ein Wunder oder ein Fake war. Die Auflösung bleibt bis zum Schluss recht spannend, ich hätte jedenfalls nicht mit dieser Wendung gerechnet. Und der Autor hat es meiner Meinung nach geschafft, dass sich beide Parteien – die Zweifler und die Gläubigen – bestätigt sehen können.

Das Buch beschäftigt sich natürlich auch viel mit Glauben, allerdings gibt es in der Geschichte sowohl gläubige als aus zweifelnde Menschen, so dass es dem Leser überlassen bleibt, woran er glauben möchte und woran nicht. Auch wenn man im Nachwort erfährt, dass der Autor selbst sehr gläubig ist, hatte ich nicht das Gefühl, dass es ein christliches Buch ist – damit hätte ich auch nicht viel anfangen können. Es kann also wirklich jeder lesen, egal wie er zu Gott und der Kirche steht. Hier wird niemandem etwas aufgedrängt oder eingeredet.

„Das Wunder von Coldwater“ ist ein unterhaltsames, schönes, emotionales Buch für keine bestimmte Zielgruppe, wobei ich denke, dass es vor allem für diejenigen tröstend sein könnte, die um einen geliebten Menschen trauern. Aber auch alle anderen Leser wird die Geschichte sicherlich zum Nachdenken bringen.