Rezension

Das Leben einer alleinerziehenden Mutter

Kleine Fluchten -

Kleine Fluchten
von Carole Fives

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch richtet sich nicht nur an alleinerziehende Mütter, wie die namenlose Protagonistin eine ist. Es zeigt ein allgemein gültiges gesellschaftliches Phänomen auf, nämlich die Vereinbarkeit von Mutterschaft mit Berufstätigkeit und dem Wunsch auf ein eigenes Leben außerhalb von Kind und Haushalt. Drastischer darstellen lassen sich die Probleme natürlich anhand einer Frau, die wie die Erzählerin ihr Kleinkind ohne den Vater aufzieht, der sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwunden ist. Ihr täglicher Spagat, es allen, vor allem ihrem Kind gerecht zu machen und dennoch langsam und sicher sozial abzusteigen und sich selbst zu verlieren, wird absolut realistisch dargestellt. Eigentlich kann man es ihr nicht verdenken, wenn sie sich nachts während des Schlafs ihres Kindes für immer länger werdenden Intervalle aus der Wohnung schleicht, um Einblicke auf das an ihr vorbeiziehende Leben zu erhaschen. Dass solche Freiräume von der Gesellschaft, die den Frauen nötige Hilfen verweigert, an den Pranger gestellt werden und diese auch sonst gnadenlos mit einer Alleinerziehenden abrechnet, die sich doch „nur“ richtig zu organisieren habe, um Kind und sonstiges Leben unter einen Hut  zu bekommen, versteht sich von selbst. Das Ende der Geschichte ist hervorragend gelöst. Alles sieht danach aus, als ob während der nächtlichen Abwesenheit der Frau etwas Tragisches mit ihrem Kind passiert ist. Aber weit gefehlt … Doch das muss einfach jeder selbst lesen, indem er zu diesem nur zu empfehlenden Buch greift.