Rezension

Das Leben unter London

Niemalsland - Neil Gaiman

Niemalsland
von Neil Gaiman

Bewertet mit 5 Sternen

Richard und Door haben etwas gemeinsam. Sie wurden beide betrogen. Door um ihre Familie und Richard um sein ganz normales Leben in London. Nachdem Door sich von einem Angriff aus Unter-London nach Ober-London, wie sie das London nennt, wie wir es kennen, retten konnte, findet Richard sie verletzt auf dem Bürgersteig. Trotz der Einwände seiner Verlobten beschließt er, das seltsame Mädchen nicht einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Nachdem sie sich jedoch erholt hat und gegangen ist, ist in Richards Leben nichts mehr so, wie es war. Er stellt schmerzhaft fest, dass er für das reale London nicht mehr existiert. Also begibt er sich auf der Suche nach Door nach Unter-London, wo ihn eine seltsame eigene Welt voller wunderlicher Dinge und Gefahren erwartet. Dort schließt er sich mit dem Mädchen zusammen, um herauszufinden, wer hinter der Ermordung ihrer Familie steckt und wie er endlich wieder in sein normales Leben zurückkehren kann.

Obwohl das Buch ziemlich viele Kleinigkeiten hat, an denen man rumnörgeln könnte, hat es mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Neil Gaiman hat eine sehr interessante Unter-London Welt geschaffen, die es, meiner Meinung nach, auf seine eigene Art und Weise durchaus mit dem erdachten „UnLondon“ von China Mieville aufnehmen kann. Man trifft auf skurrile Gestalten, die in Geisterzügen, geschlossenen U-Bahn Stationen und den Labyrinthen von Abwasserkanälen und alten Kellern leben. Die Charaktere, die man während des Buches kennen lernt, sind so vielseitig und einzigartig wie ihre Welt selbst. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie auch die ein oder andere berechtigte Frage aufwerfen. Zwar kam eine meiner Hauptfrage durchaus auch in dem Buch vor, aber wurde leider nicht wirklich beantwortet.
Einige mögen die Hauptcharaktere vielleicht ein wenig platt finden, aber ich finde, dass sie für ein Buch, das gerade mal 362 Seiten hat, eigentlich recht gut sind. Door wirkt für ihre 16 Jahre zwar manchmal etwas zu erwachsen, aber ansonsten kann man kaum etwas Schlechtes über sie und die anderen aus der Gruppe sagen.
Allerdings muss ich zugeben, dass an manchen Stellen die Handlung etwas vorhersehbar war, was aber durch die eine oder andere unerwartete Wendung dann doch wieder wettgemacht wurde und in meinen Augen auch kaum ins Gewicht fiel. Die Geschichte hat dadurch jedenfalls nichts von ihrem Zauber eingebüßt.
Meiner Meinung nach ist es jedenfalls ein recht gelungenes Fantasybuch. Es ist ganz schön, mal ein Buch in der Hand zu haben, das nicht Teil eines Mehrteilers ist.