Rezension

das pure Leben toll wiedergegeben

Unter der Asche - Tom Finnek

Unter der Asche
von Tom Finnek

Bewertet mit 4.5 Sternen

London 1666. Die Kinder der Familie Ingram haben es nicht leicht. Die Mutter verschwand vor 13 Jahren und der Vater ist danach zum Alkoholiker geworden. So müssen Geoffrey und Jezebel für den Familienunterhalt sorgen, denn der Vater ist auch noch krank und hat nur selten Arbeit, der ältere Bruder Edward ist vor zwei Jahren dann auch verschwunden.

Abwechselnd berichten Geoffrey, Jezebel und der Taschendieb Ray von der Geschichte der Familie Ingram, von einem Mord und weiteren Begebenheiten, die schließlich zum großen Feuer im September 1666 geführt haben, bei dem annähernd ganz London abgebrannt ist.

Von dieser Zusammenfassung war ich noch nicht ganz überzeugt, aber zum Glück habe ich mich davon nicht abschrecken lassen. Denn es ist ein tolles Buch! In langen Abschnitten berichten die drei Erzähler von den Ereignissen, die sie mitbekommen haben. Und langsam ergibt sich daraus ein Gesamtbild. Viele Kleinigkeiten, die der eine erzählt, passen beim Lesen plötzlich zu den Erzählungen des nächsten und alle zusammen ergeben dann die vollständige Geschichte. Es macht dadurch richtig Spaß beim Lesen, diese Kleinigkeiten wieder zu entdecken und es war spannend, wenn man sich fragte, wie das ein oder andere in das Gesamtbild passte. Durch die wenigen Wechsel in der Geschichte (es wird nur siebenmal gewechselt) wurde man auch nicht verwirrt, sondern es war immer klar, wer gerade sprach. Teilweise wurde dies auch durch die unterschiedlichen Arten des Erzählens deutlich, die auch einen Einblick in die Persönlichkeit des Erzählers gaben.

Der Erzählstil fand ich ansprechend. Alles ist flüssig zu lesen. Wenn man zusätzliche Informationen haben möchte, gibt es hinten im Buch Erläuterungen. Zum Verständnis sind sie aber nicht zwingend notwendig und der Lesefluss wird glücklicherweise auch nicht durch den Hinweis auf die Erläuterungen unterbrochen.

Besonders hat mir gefallen, dass in diesem Roman alles sehr plastisch beschrieben ist. Ich hatte den Eindruck, dass viele romantische Beschönigungen des damaligen Lebensstils weggelassen worden sind und man diesmal das damalige Leben „pur“ vorgesetzt bekommt, netterweise aber doch so verpackt, dass es nicht abschreckend wirkt. Es fehlt diese romantische Verklärung, was ich ganz ansprechend finde und wodurch sich das Buch von anderen abhebt.

Insgesamt kann ich das Buch sehr empfehlen.