Rezension

Der 1. Teil aus Piet Barols Leben

Die geheimen Talente des Piet Barol - Richard Mason

Die geheimen Talente des Piet Barol
von Richard Mason

Bewertet mit 5 Sternen

1907 soll sich für den 24-jährigen Piet Barol alles ändern. Er selbst kommt aus eher bescheidenen Verhältnissen, doch er weiß, was er im Leben erreichen will: Er will erfolgreich und vor allem reich sein. Sein gutes Aussehen soll ihm den Weg ebnen, doch nur auf dieses kann er sich nicht verlassen, das weiß er. Für den 10-jährigen Egbert Vermont-Sickerts wird ein Hauslehrer gesucht, eine Position, fast wie geschaffen für Piet. Tatsächlich gelingt es ihm, bei einem Gespräch Jacobina Vermont-Sickerts von sich zu überzeugen und auch ihr Mann ist von dem Hauslehrer sehr angetan. Piet bekommt die Anstellung, diese bringt jedoch neben der Lehrtätigkeit noch eine weitere Verpflichtung mit sich. Egbert weigert sich, das Haus verlassen - eine Marotte, die seine Eltern in den Wahnsinn treibt und die ihm Piet austreiben soll. Ebenfalls zur Familie gehören die bereits erwachsenen Töchter Constance und Louisa, die jedoch im Gegensatz zu ihren Eltern, nicht ganz so angetan sind von dem neuen Hauslehrer, denn sie spüren, dass dieser etwas im Schilde führt. Piet jedoch hat es geschafft und ist bei einer der besten Familien Amsterdams angestellt und dazu noch mit einem überaus üppigen Gehalt.

 

Vorbei sind für Piet die Zeiten, in denen er als Assistent seines Vater Herman, einem Universitätsschreiber, arbeiten musste. Schnell gewinnt Piet das Vertrauen des Haushaltes, auch die beiden Töchter des Hauses lassen sich immer mehr von ihm überzeugen, doch der Umgang mit Egbert ist schwieriger als gedacht. Sicherlich bringt der Junge gute Leistungen, doch irgendwelche Dämonen scheinen ihn zu quälen, die in zwingen, immer wieder die gleichen Handlungen auszuführen und die ihm das Verlassen des Hauses verweigern. Piet weiß, dass er erst das Vertrauen des Jungen erringen muss, doch wie soll er dies anstellen, wenn der Junge so in sich selbst verschlossen ist?

 

Durch die Erziehung seiner Mutter, die sehr auf Manieren achtete, gelingt es ihm sehr schnell, sich in die "bessere" Gesellschaft, zumindest augenscheinlich, zu integrieren. Piet fühlt sich wohl im Hause Vermont-Sickerts, wobei hier gerade Jacobina einen großen Anteil daran hat, da sich die Beiden immer wieder zu einem Stelldichein zurückziehen. Doch Piet weiß, dass dieses Anstellung nur eine Übergangslösung ist - er will sein Glück in Amerika versuchen und er weiß, wenn er es schafft, Egbert zu "heilen", wird er die volle Unterstützung seines Arbeitsgebers hinter sich haben. Doch dieser Junge ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt, doch es führt kein Weg daran vorbei - seine Zukunft liegt darin, dem Kind die Marotten auszutreiben, derweil er sich seinen Spaß mit der Hausherrin gönnt, jedoch sehr vorsichtig im Umgang mit deren Töchtern sein muss - sprich: Ein Tanz auf dem Drahtseil, von dem er jederzeit abstürzen könnte ...

 

 

Der 1. Teil aus Piet Barols Leben! Der Plot wurde sehr detailliert und bildhaft erarbeitet, sodass ich die jeweiligen Szenen jederzeit vor meinem geistigen Auge abrufen konnte. Die Figuren wurden tiefgründig in Szene gesetzt, wobei mir hier, neben Piet, gerade die Töchter Constance und Louisa ans Herz gewachsen sein, gerade weil sie nicht als die typischen Heimchen am Herd dargestellt wurden, sondern sich für ihre Zeit ausgesprochen freimütig verhalten haben und genau wussten, was sie vom Leben erwarten und nicht gewillt waren, sich in eine Schicksal zu ergeben, was ihnen aufgezwungen wird. Den Schreibstil kann ich nur als ausgesprochen mitreißend beschreiben, erbrachte in mir eine Saite zum Klingen, sodass ich geradezu verzückt war, während ich dieses Buch las. Jetzt hoffe ich natürlich, dass die Geschichte von Piet bald weiter erzählt wird, denn er ist noch jung hat bestimmt noch einiges in seinem Leben erlebt, woran ich wahnsinnig gerne teilhaben möchte.