Rezension

Der brutalste Teil der Reihe

Opfer 2117 -

Opfer 2117
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 5 Sternen

„Opfer 2117“ von Jussi Adler-Olsen erschien im Jahr 2019. Trotzdem und leider ist dieser Thriller noch immer tagesaktuell. Bootsflüchtlinge, Kriege und Terrorismus sind normalerweise keine Themen, über die ich in Unterhaltungslektüren gerne lesen möchte. Da ich ein Fan der Sonderdezernat Q Reihe bin, ist jeder Band Pflicht für mich, erstmal egal, um was es geht.
Ich las das Buch im direkten Anschluss an „Selfies“, deswegen scharrte ich bei den ersten Kapiteln quasi mit dem Hufen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es Rose geht, mich aber zunächst seitenlang durch eine Handlung mit fremden Charakteren kämpfen musste.
Mit den Kapiteln über den Journalisten Joan Aquilera bin ich bis zuletzt nicht warm geworden. Joan schreibt nicht aus Leidenschaft, sondern einzig aus monetären Gründen. Er wünscht sich den großen Ruhm mit minimalem Aufwand und gerät dabei mitten in eine Sache, die zu groß für ihn ist und ihn in Lebensgefahr bringt. Man merkt deutlich, dass der Charakter Joan einzig kreiert wurde, um einen Erzähler für die Ereignisse um den Terroristen Gaalib zu haben, wodurch die gesamt Joan Handlung recht konstruiert wirkt.

In „Opfer 2117“ erfahren wir endlich mehr über Assads Vergangenheit, was deutlich weniger Überraschungen mit sich bringt, als erhofft. Aufgrund der Andeutungen in den vorherigen Büchern und dem Klappentext, kamen meine Theorien den tatsächlichen Begebenheiten ziemlich nah. Da ich die Reihe noch zwei Bücher weitergeht, war außerdem klar, dass Assad seinen ganz persönlichen Show-down überleben wird.

Carl erwies sich in „Opfer 2117“ von seiner zahmen Seiten, der als guter Freund und Fels in der Brandung Assad zur Seite steht.

Nach kleinen Startschwierigkeiten wurde das Buch von Kapitel zu Kapitel spannender und hat mich nach einer Weile völlig in den Bann gezogen, so dass alles, was mich Anfang gestört hatte, nicht mehr wichtig war und ich keine andere Bewertung als 5 Sterne geben kann.

Noch immer geht es mir so, dass ich in Handlungen bevorzuge, die etwas abstrakter sind. Jussi Adler-Olsen spielt hier gekonnt mit der Angst des Lesers vor Gewalt, Bomben und Terror. Er beschreibt sehr anschaulich die Gedanken und Motivationen der Täter und schafft ein grausiges Szenario. Bei all der Brutalität gab es natürlich wenig Spielraum für den humorigen Unterton, den man sonst aus der Reihe gewohnt ist und macht „Opfer 2117“ zu einem der düstersten Teile.
Parallel zu den Ereignissen um Assad gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang um einen jungen Amokläufer, der ebenfalls sehr spannend war, auch wenn sich dieser Teil der Handlung im Verlauf des Buches immer weiter vom Hauptteil abkapselt, bis die beiden Geschichten kaum noch etwas miteinander zu tun haben.
Hier haben die Mitglieder vom Sonderdezernat Q auch die Gelegenheit, in ihrer üblichen eigenwilligen Art zu agieren. Trotz der Tragik und der Gewalt gelang es Jussi Adler-Olsen, dass ich beim Lesen der letzten Zeilen kurz aufgelacht habe, bevor ich das Buch schloss.