Rezension

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Der eine Moment, um Leben zu verändern

Ein Kind namens Hoffnung -

Ein Kind namens Hoffnung
von Marie Sand

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Roman "Ein Kind namens Hoffnung - Die Geschichte einer heimlichen Heldin" von der Autorin Marie Sand spielt in der Zeit der dunkelsten Geschichte Deutschland und danach.
Es beginnt 1938 in Berlin. Dort arbeitet Elly Berger bei der jüdischen Familie Sternberg als Köchin. Herr Sternberg ist Arzt und seine sechsundzwanzigjährige Frau Pianistin. Sie haben einen Sohn, Leon. Für die Familie war Elly unentbehrlich. Und Elly liebte es, wenn Sara am Bechstein-Flügel saß und spielte. Helene Bechstein hatte sich angekündigt. Sie war die Ehefrau des Pianofabrikanten Edwin Bechstein. Sie müsse dringend mit Sara unter vier Augen sprechen. In dem Gespräch werden Dinge immer klarer. Helene Bechstein stand dem Führer nahe. Genaues kann man im Netz nachlesen. Doch die ausgesprochene Warnung wird von Herrn Sternberg nicht ernst genommen. Es hatte jemand die Familie verraten und sie werden abgeholt.
"Sara flehte ohne Worte: Rette meinen Jungen! Rette ihn, bis ich wiederkomme. Versprich es mir."

Der Roman selbst ist in vier Teile aufgegliedert und zwar zu den jeweiligen Jahreszahlen.
Elly flieht mit Leon und gibt ihn als ihren eigenen Sohn aus. Bei der eigenen Familie kommt sie erst einmal unter. Doch willkommen ist sie mit dem jüdischen Kind nicht. Schließlich beendet sie den Aufenthalt dort abrupt. Auf den Weg nach München lernt sie den Bauer Stephan Bauer kennen. Der macht ihr ein Angebot, auf dem Hof zu leben. Seine Frau war vor kurzem verstorben und nun stand er da mit drei Kindern. Schließlich heiraten sie. Die Kinderschar vergrößert sich um ein Mädchen, Mathilda.
Aber nach Jahren verlässt sie ihn mit Leon und Mathilda.
Beim Suchdienst vom Deutschen Roten Kreuz hatte Elly einen Brief hinterlassen sowie Suchanzeige aufgegeben. Dass der Brief von Sara abgeholt worden war, erfährt Elly ebenfalls durch eine Mitteilung. Sie verschweigt diesen Brief vor Leon.
Es ist zwar eine fiktive Geschichte um Elly, aber dennoch sehr gut vorstellbar. So kann es jederzeit irgendwo stattgefunden haben.
Die Schilderung der damaligen Lebensumstände, das Verhalten der Menschen bringt die Autorin gut rüber. Egal ob in der Zeit des Krieges oder danach, die Not, der Hunger, alles kennzeichnet den Weg.
Ich fand es sehr mutig von Elly, als sie nach Berlin zurückkehrt, um Leon zu seinem Eigentum, dem Haus der Familie in Besitz zu nehmen. Die Gesichter der amerikanischen GIs hätte ich gern gesehen, wie sie da auftritt ☺
Und Elly hofft, dass Sara den Weg zurück findet. Unerschütterlich glaubt sie daran und vermittelt dies auch so an Leon. Bei all der Liebe zu Leon gerät Mathilda arg in den Hintergrund.
In gewisser Weise behandelt der Roman ein feinfühliges Thema. Was aber gerade in der heutigen Zeit immer wieder neue Beachtung finden muss.
Es ist für mich ein nicht nur gut recherchierter Roman, sondern auch gut geschrieben. Und so dem Leser erneut viel über die damalige Zeit vermittelt.
Von daher gebe ich gern meine Leseempfehlung.