Rezension

Der Friedhof der Namenlosen

Die Namenlosen von Amrum - Jürgen Rath

Die Namenlosen von Amrum
von Jürgen Rath

Bewertet mit 4 Sternen

Amrum 1964: Der Friedhof der Namenlosen weckt das Interesse vom Hamburger Archivar Steffen Stephan. Mit seiner Praktikantin Lilianne Feldmann versucht er den Toten Namen zu geben, doch das ist gar nicht so einfach. Warum sträuben sich die Inselbewohner so sehr und behindern die Recherchen? Welches Geheimnis steckt hinter diesem Friedhof?
Nordsee 1954: Hier geht es um die Fahrt der "Reind" und der Kampf gegen die raue See und dem plötzlich auftauchenden Sturm. Die Reind und die vier Seeleute verlieren den Kampf.
Wie passen diese beiden Geschichten zusammen? 

"Die Namenlosen von Amrum" von Jürgen Rath ist der zweite Band um den Archivar und Historiker Steffen Stephan und eine gelungene Fortsetzung. Dieses Buch kann auch ohne Kenntnisse des ersten Bandes gelesen werden, denn die Handlungen sind in sich abgeschlossen.

Der Einstieg ist ziemlich leicht, der Autor führt mich als Leser langsam an die Geschichte heran, ich lerne die Insel Amrum und seine Bewohner kennen. Das sind so typische Friesen, wortkarg, stur und eigensinnig. Sie lassen Steffen mit seinen Fragen ordentlich auflaufen.

Der Schreibstil ist spannend und flüssig, die Beschreibungen der Recherchen sind sehr authentisch, ich fühlte mich in meine Schulzeit zurückversetzt, kein Internet und kein PC. Auch die andere Merkmale aus den 60er sind gut umgesetzt worden, hier gibt es noch ein Fräulein, duzen ist auch noch nicht so angesagt und eine Frau, die flirtet und die Initiative ergreift, ist sehr fortschrittlich. Man spürt, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. Sein Fachwissen als Seemann und Historiker haben ihm dabei geholfen, der Rest wurde genauestens recherchiert.

Die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr realistisch und anschaulich. Ich konnte die salzige Luft riechen und den Wind auf meiner Haut spüren. Amrum und sein Friedhof (den gibt es tatsächlich) haben mich neugierig gemacht und mit Hilfe der Karte am Anfang des Buches konnte ich die Wege von Steffen und Lilianne mitgehen.

Den Protagonisten hat der Autor Jürgen Rath Leben eingehaucht. Steffen ist so herrlich "verschroben" und ein ziemlicher Pedant. Mit Lilianne wird ihm das komplette Gegenteil an die Seite gestellt, sie ist offen und sehr fortschrittlich. Die beiden muss man einfach mögen. Im Laufe des Buches wird aus ihnen ein echt gutes Team.

Zuerst angesprochen hat mich das Cover, der Blick über die weite Nordsee… ein Blick den ich sehr liebe. Dadurch dass die Wolken die Sonne etwas verdecken, wird eine düstere Stimmung erzeugt, die sehr gut zum Buch passt.

Fazit: Ein gut recherchierter Krimi, bei dem sich die Spannung langsam aufbaut und mit einem fulminanten Finale endet. Ich kann dieses Buch jeden empfehlen, der gerne Krimis liest und die Eigenheiten der Norddeutschen mag. (Ich bin übrigens auch eine Norddeutsche!)