Rezension

Der gestohlene Bücherbus

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek - David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
von David Whitehouse

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch war eine einzige Berg- und Talfahrt der Gefühle. Ich muss gestehen, dass ich mir anhand des Covers und des Titels etwas anderes unter dem Buch vorgestellt hatte und es eher in der Kategorie "Unterhaltung" vermutet hätte. Doch die Lektüre hat mich eines Besseren gelehrt. Es ist ein Buch über Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

Die drei Charaktere Bobby Nusku, Val und Rosa Reed kapern einen Bücherbus und machen sich auf eine Reise durch das Land, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben. Doch dazu kommt es nicht ohne Grund. Bobby lebt seit dem Tod seiner Mutter alleine bei seinem Vater und dessen neuer Freundin. Er fühlt sich ungewollt und flüchtet sich in seiner Einsamkeit in die vergeblich Hoffnung, dass seine Mutter irgendwann zurückkommen wird, um ihn zu holen. In der Schule wird er gemobbt und sein einziger Freund wird ihm genommen, als dieser ans andere Ende des Landes ziehen muss. Eines Tages lernt er Val und Rosa kennen. Val ist eine alleinerziehende Mutter, die von dem Vater ihrer Tochter Rosa verlassen wurde, weil dieser nicht mit Rosas Behinderung umgehen konnte. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, putzt sie in einem Bücherbus. Doch dieser Bücherbus entwickelt sich bald zu einem Zufluchtsort für die drei. Als der Verlust dieses Zufluchtsortes droht, kidnappt Val kurzerhand den Bus und macht sich mit den beiden Kindern auf eine Reise ins Ungewisse. Das einzige Ziel: die heile Welt, die die drei im Bücherbus finden, vor allem für Bobby so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Auf der Reise lernen wir die drei Charaktere und den aus dem Gefängnis geflüchteten Joe, den sie unterwegs aufgabeln, mehr und mehr kennen. Wir erkennen die Parallelen, die sich zwischen Bobby und Joe auftun und dass es manchmal möglich ist, dass ein erwachsener Mann durchaus noch von einem kleinen Jungen lernen kann.

Das Buch ist humorvoll geschrieben mit der Hoffnung stets als leitendes Licht. Doch genau so oft wie man über die Ereignisse schmunzeln kann, nimmt es einen auch mit, wenn man weitere Einzelheiten aus den Leben der Protagonisten erfährt. Und dann ist da auch immer noch der Gedanke im Hinterkopf des Lesers, dass es eigentlich kein Happy End geben kann. Wie sagt Val Reed immer so gerne: "So etwas wie ein Ende gibt es nicht. Gutes ergibt sich aus Schlechtem und Schlechtes aus Gutem und so geht es immer weiter." Mir hat das Ende übrigens gut gefallen, auch wenn es ein paar Fragen offen lässt.