Rezension

Der Glanz des alten Hollywood wird lebendig!

Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten -

Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
von Charlotte Leonard

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer kennt sie nicht, die berühmte Pose von Rhett Butler und Scarlett O’Hara auf dem Filmplakat (und diversen Buchausgaben) von „Vom Winde verweht“... Und wer wissen möchte, wie es zu den vielen bis heute unvergessenen Szenen des Films kam, liegt mit diesem Buch absolut richtig. Denn damit holt man sich den Glamour und Glanz des alten Hollywood ins Wohnzimmer und taucht ein in eine unheimlich interessante Welt.

Charlotte Leonard nimmt uns mit in das Leben von Vivian Holman - später besser bekannt als Vivien Leigh. Sie verknüpft die Biografie der Hollywood-Schönheit mit der Entstehungsgeschichte des größten, monumentalsten Films aller Zeiten und entführt ihre Leser in eine mittlerweile „versunkene“ Welt. Denn das damalige Hollywood und die Art der Filmproduktion hat wohl nur noch sehr bedingt etwas mit dem heutigen Vorgehen zu tun.

Zunächst erlebt man mit, wie die britische Theaterschauspielerin Vivien den Wirbel - heute würde man sagen: Hype - um den Roman von Margaret Mitchell erlebt, wie sie von dem Filmprojekt erfährt und für die Rolle der Scarlett brennt. Auf der anderen Seite erfährt man aus der Sicht des Produzenten David O. Selznick, wie verzweifelt er bis zur letzten Minute nach der perfekten Darstellerin der Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara sucht - und sie schließlich in einer Britin findet. Eine Wahl, die nicht nur für Begeisterung in der Filmbranche sorgt...

Die Dreharbeiten für den fast 4 Stunden langen Film werden zur Zerreißprobe für Produktionsteam und Schauspieler. Etliche Drehbuchautoren und Regisseure werden verschlissen, was hauptsächlich an der fordernden und gleichzeitig kontrollsüchtigen Art des Produzenten liegt, der weiß, dass er sich für „Vom Winde verweht“ weit aus dem Fenster gelehnt hat: wird der Film ein Hit, setzt er sich das ultimative Denkmal. Wird er ein Flop, wird das das Ende seiner Firma und seiner Karriere sein.

Und so ziehen sich die Wochen und Monate dahin, während die Nerven aller Beteiligten blank liegen. Diesen Kampf um das Entstehen des Films hat Charlotte Leonard absolut meisterhaft geschildert und akribisch recherchiert. Man spürt den Druck, die Zeitnot, aber auch das Ringen um perfekte Szenen und diesen ultimativen Willen, etwas Einzigartiges zu schaffen. Die Schilderung der Dreharbeiten war das Highlight des Buches und hat mich absolut gefesselt.

Zwischendurch kommt auch immer wieder Viviens Privatleben zur Sprache - und dort liegen meine zwei kleinen Kritikpunkte. Die Beziehung zu ihrem damaligen Lebensgefährten Laurence Olivier wird ausschließlich rosarot geschildet. Sie verzehren sich nacheinander und es gibt so gut wie nie Meinungsverschiedenheiten - obwohl sie gezwungen sind eine Fernbeziehung zu führen und mehr noch - sie in Hollywood geheim zu halten. Diesbezüglich fand ich die Schilderung zu eindimensional. Ähnliches gilt für die Beziehung von Vivien zu ihrer Tochter, die sie bei ihrem -ebenfalls von ihr verlassenen - Ehemann lässt, als die große Karriere winkt. Und damit ist die Kleine mehr oder weniger aus den Augen, aus dem Sinn. Auch wenn Vivien in der Rolle der Scarlett aufging - dass sie kaum einen Gedanken an ihr zurückgelassenes Kind verschwendete, kann (und will) ich mir kaum vorstellen. Auch hier hätte mir eine Darstellung mit mehr Reflektion besser gefallen.

Da diese Kritikpunkte aber nur in der Nebenhandlung auftauchen und die super interessante Schilderung der Dreharbeiten das in den Schatten stellt, gebe ich diesem Roman gern 4,5 Sterne und eine dringende Leseempfehlung an alle, die im Glanz des alten Hollywood schwelgen wollen. Eine traumhafte Geschichte aus der Traumfabrik!