Rezension

Der "Jesus-Effekt"

Das Jesus Video - Andreas Eschbach

Das Jesus Video
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 5 Sternen

Da ich seit der diesjährigen Buchmesse stolzer Besitzer einer signierten Ausgabe von „Der Jesus Deal“ bin, habe ich mir, bevor ich mich ans Lesen Selbiger begebe, noch einmal „Das Jesus Video“ zu Gemüte geführt. Immerhin sind seit dem letzten Mal, dass ich es gelesen habe, ca. 15 Jahre vergangen und die Erinnerungen an den Inhalt waren bei mir weitestgehend verblasst.

 

Der amerikanische Abenteurer und Geschäftsmann Stephen Foxx stößt bei archäologischen Ausgrabungen in Israel auf ein ca. 2000 Jahre altes Skelett. Das Ungewöhnliche an diesem Fund ist, dass neben dem Skelett ein Beutel liegt, in dem die Bedienungsanleitung einer Videokamera liegt, die, wie sich später herausstellt, sogar noch gar nicht auf dem Markt ist. Hat Stephen hier die Überreste eines Zeitreisenden gefunden und ist es diesem etwa gelungen, Videoaufnahmen von Jesus Christus zu machen? Und wenn ja, wo hat er dann das „Jesus Video“ vergraben? Es beginnt ein atemloser Wettlauf zwischen Stephen und seinen Freunden, dem Finanzier der Ausgrabung und dem Vatikan, der – wie man sich denken kann - ein besonderes Interesse an dem Video hat.

 

Andreas Eschbach liefert hier einen soliden Thriller, der Spannung bis zur letzten Seite liefert. Es macht Spaß das Verwirrspiel um das Video und die Frage seiner Existenz, die über weite Teile des Buches gar nicht gesichert ist zu verfolgen. Eschbach schreibt sehr plastisch und versteht es sehr gut, seine Protagonisten in Szene zu setzen und zu charakterisieren. Das hat man natürlich so oder so ähnlich auch schon von anderen Autoren zu lesen bekommen. Aber Eschbach kann mehr. Zwischendurch setzt er immer wieder Akzente, die einen ins Grübeln bringen über so grundlegende Dinge, wie „was macht eigentlich Glauben aus“. Diese fast schon philosophischen präsentiert er nicht mit dem Holzhammer. Nein, er regt durch seine Formulierungen einfach nur an - er animiert einen dazu, sich mal mit gewissen Umständen auseinanderzusetzen.

Was die Geschichte jedoch wirklich herausragend macht, ist der Schlussteil. Zu einem Zeitpunkt, zu dem man denkt, dass das Buch hier seinen Abschluss gefunden hat, gelingt es Eschbach eine Botschaft zu vermitteln, wie ich sie selten in einem Buch gefunden hab. Da ich hier niemanden spoilern will, der das Buch noch nicht gelesen hat, halte ich mich an dieser Stelle jetzt mit meinen Ausführungen auch zurück. Ich möchte euch nur ans Herz legen, das Buch zu lesen. Ich weiß wirklich nicht, warum bei mir die wirklich zentrale Aussage der Geschichte so in Vergessenheit geraten ist. Vielleicht war ich damals noch zu jung, vielleicht hat die unsägliche Verfilmung auch dazu beigetragen. Ich weiß es wirklich nicht. Aber grade angesichts des momentanen weltpolitischen Geschehens und der unzähligen Brandherde, die derzeit das Weltgeschehen bestimmen, hat das Buch bei mir eine Art von Einsicht bewirkt, die hoffentlich noch länger vorhält und die ich mir – das habe ich mir auf die Fahne geschrieben – regelmäßig vor Augen halten will. Ich hoffe, dass ich euch neugierig gemacht habe. Lest das Buch, es lohnt sich! Ich weiß jetzt wieder, warum ich Bücher von Andreas Eschbach so liebe.

Und jetzt widme ich mich dem „Jesus Deal“…