Rezension

Der mit den Wölfen tanz

Solange du bei uns bist - Jodi Picoult

Solange du bei uns bist
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Luke Warren ist Verhaltensbiologe, seine Leidenschaft gilt den Wölfen. Das geht so weit, dass er für zwei Jahre seine Familie verlässt, um sich einem wilden Wolfsrudel in Kanada anzuschließen. Als er schließlich zurückkehrt, kann er sich in sein Leben als Mensch nicht mehr wirklich einfügen. Immer wieder zieht er die Wölfe vor. Kein Wunder, dass seine Familie zerbricht.

Nach einem schweren Autounfall liegt Luke im Koma und muss künstlich beatmet werden. Seine Kinder können sich nicht einigen, ob die Apparate abgestellt werden sollen oder nicht.

Meine Meinung:
Wie bei vielen Romanen von Jodi Picoult wechselt auch hier immer wieder die Perspektive. Mal erzählt die 17-jährige Tochter Cara, mal der 24-jährige Sohn Edward, dann die Ex-Frau Georgie, deren zweiter Ehemann Joe und immer wieder auch Luke selbst. In Lukes Kapiteln geht es eigentlich fast nur um Wölfe. Wir erfahren sehr viel über die Lebensweise der Wölfe und die Hierarchie innerhalb eines Rudels. Ständig drängt sich ein Vergleich mit den Menschen auf. Darüber lernen wir Luke sehr gut kennen.

Wie bei dieser Autorin nicht ungewöhnlich, wird die Geschichte von hinten aufgerollt. Nach und nach kommen die Geheimnisse der einzelnen Familienmitglieder zum Vorschein. Manche davon schlagen wie eine Bombe ein. Am Ende hat man das Gefühl, alle Protagonisten gut zu kennen. Ihre Verhaltensweisen und Beweggründe sind auch stets gut nachvollziehbar.

Das Thema, das Abschalten der Geräte, die Zweifel der Angehörigen, was das Richtige ist, machen die Handlung sehr aufwühlend und berührend. Ich hätte mir allerdings noch mehr Emotionen gewünscht. Mich hat außerdem gestört, dass zum großen Teil die Argumente für das Abschalten rein finanzieller bzw. praktischer Natur waren. So heißt es, Cara könnte mit ihrer verletzten Schulter den Vater nicht pflegen und könnte dann auch nicht aufs College gehen, wenn sie sich um ihn kümmern müsste. Sorry, aber das kann ja wohl kein Grund sein, dass man jemanden sterben lässt.

Fazit:
Wie (fast) immer bei Jodi Picoult ein berührender Roman, der kontroverse Sichtweisen aufzeigt und zum Nachdenken anregt.