Rezension

Der schöne Schein

Das Geflüster -

Das Geflüster
von Ashley Audrain

Bewertet mit 3 Sternen

Vier Frauen, vier Leben: Whitney, Mutter dreier Kinder, erfolgreich im Beruf, ein Vorbild in Sachen Perfektion. Blair, die zufriedene Hausfrau und Mutter ist. Mara, die trotz ihrer 82 Jahre noch immer mit dem Tod ihres Sohnes hadert. Rebecca, Ärztin in der Notaufnahme, die sich nichts sehnlicher wünscht, als Mutter zu werden. Alle bemüht, den Erwartungen zu entsprechen und die Illusion ihres perfekten Lebens aufrecht zu erhalten, das bei genauerem Hinsehen in allen vier Fällen Risse offenbart. Risse, die ihren Ursprung in Anpassung und Selbstverleugnung haben. Sie haben sich arrangiert, halten ihre Enttäuschung und Verbitterung im Zaum, verbergen ihre Emotionen, aber geben sich doch die eine oder andere Blöße. Wie Whitney, die bei einer Gartenparty die Fassung verliert und ihren Sohn Xavier mit ihrer unterdrückten Wut überschüttet. Wochen später, Xavier liegt mittlerweile nach einem Sturz aus dem Fenster im Koma, werden sich alle Gäste an diese Schimpftirade erinnern. Und danach wird nichts mehr so sein wie es war.

Beim Lesen von Ashley Audrains Roman hat man sofort die typischen Streaming Serien vor Augen, in denen Vorstadtleben und Frauenfreundschaften thematisiert werden, sich aber die vermeintliche Idylle relativ schnell als ein verlogenes und toxisches Mit- und Gegeneinander entpuppt. Und genau nach diesem Schema funktioniert auch „Das Geflüster“. Audrain schaut genau hin, kriecht in die Köpfe von vier Frauen und demaskiert deren Leben und Lebenslügen in einer Nachbarschaft, in der alles Handeln darauf ausgerichtet ist, den schönen Schein zu wahren.

Keine Frage, die Story ist gut konstruiert - mit der Betonung auf konstruiert - und baut die Spannung bis zum Ende hin kontinuierlich auf. Aber unterm Strich wirkt das in der schieren Menge an Geheimnissen, Affären und Lügen, zumal lediglich auf vier Familien verteilt, leider sehr unglaubwürdig.