Rezension

Ein Blick hinter die Fassade vorgeblich glücklicher Vorstadtfamilien, wo jeder seine Geheimnisse hütet - leider eine sehr oberflächliche, mitunter klischeehafte Darstellung

Das Geflüster -

Das Geflüster
von Ashley Audrain

Bewertet mit 3 Sternen

Die Harlow Street befindet sich in einer soliden Vorstadt. Die Nachbarn kennen sich untereinander, die Kinder spielen mit einander und die Erwachsen treffen sich anlässlich von Feierlichkeiten oder sind sogar gut befreundet.
Nach einem Unfall eines nachts liegt der zehnjährige Xavier im Koma. Seine Mutter Whitney wacht an seinem Bett und weicht ihm nicht von der Seite. Doch an ihr zehrt ein schlechtes Gewissen und eine erdrückende Schuld und auch die Nachbarn wissen nach einer Gartenparty, bei der Whitney entgleiste, dass die dreifache Mutter und Karrierefrau unheimlich zornig werden kann.
Ihre beste Freundin Blair leidet mit ihr mit, hegt aber noch einen ganz anderen Verdacht gegen Whitney und misstraut ihrem Mann, von dem sie ausgeht, das er sie betrügt. Ihr Sonnenschein ist jedoch ihre Tochter Chloe, um die sich alles dreht und die die beste Freundin von Xavier ist.
Rebecca ist Ärztin in dem Krankenhaus, in dem Xavier auf der Intensivstation liegt. Sie träumt von eigenen Kindern, ist aber nach mehreren Fehlgeburten demoralisiert, möchte die Hoffnung auf Nachwuchs jedoch nicht aufgeben.
Beobachtet werden die jungen Frauen von der ältesten Nachbarin Mara, die selbst einen Sohn verloren hat.

"Das Geflüster" ist das Porträt einer Nachbarschaft, in der nach außen alles harmonisch und
perfekt erscheint, es hinter jeder Fassade jedoch massiv bröckelt.

Die Geschichte wird alternierend aus den Perspektiven der vier Frauen geschildert, wobei der Fokus auf den jüngeren Frauen Whitney, Blair und Rebecca liegt. Die Handlung erstreckt sich auf die Woche, nachdem der junge Xavier aus dem Fenster seines Kinderzimmer gestürzt ist, wobei es einen Rückblick auf eine Gartenparty vor einigen Monaten im September gibt.

Die Charaktere sind individuell gezeichnet und lassen tief blicken. Sie sind problembehaftet, auch wenn sie dies nicht zeigen möchten und verbergen alle Geheimnisse, die auf ihrer Seele lasten und sie sie mit sich selbst ausmachen.
Es sind Geschichten über Mütter, die ganz unterschiedliche Rollen einnehmen. Whitney hat drei Kinder, von denen vor allem Xavier eine Belastung für sie ist. Sie hat ein Kindermädchen, das ihr viel abnimmt und geht viel lieber zur Arbeit, als sich langweiligen Kinderspielen zu widmen. Blair geht in ihrer Mutterrolle hingegen voll auf, fühlt sich jedoch von ihrem Mann nicht mehr als Frau wahrgenommen. Rebecca wäre so gern Mutter und hat dafür schon alles investiert.

Die Geschichte handelt von Freundschaft, aber auch von Neid, Eifersucht, Misstrauen und Lügen, die die Frauen miteinander verbinden. Durch die allmähliche Enthüllung von Lebenslügen, Schuldfragen, Affären und familiären Abgründen ist der Roman spannend geschildert. Es ist ein Drama über Dinge, die man sich nur hinter vorgehaltener Hand erzählt und über Taten, die wir ein Leben lang bereuen werden.
Der Roman ist düster und zeigt nur vorgeblich glückliche Vorstadtfamilien. Welche Verbindungen diese tatsächlich untereinander aufweisen, ist mitunter klischeehaft und für eine Nachbarschaft allein schon fast zu viel an Affären und unglücklichen Ehen. Abgesehen von den Fragen der Mutterschaft und den Höhen und Tiefen, die sich daraus ergeben, bleibt der Roman oberflächlich und die Enthüllung am Ende hinter den Erwartungen zurück.