Rezension

Der Weg einer jungen Waise ins Leben - berührend und fesselnd

Juliane - Arno Grohs

Juliane
von Arno Grohs

Bewertet mit 4 Sternen

Juliane ist eine junge Frau Anfang 20. Als Baby wurde sie in einer Babyklappe gefunden und hat seitdem eine Kindheit und Jugend in verschiedenen Pflegefamilien sowie Heimen verbracht. Irgendwann hat sie sich aufgrund von Problemen und Streitereien immer mehr zurückgezogen, zurück in ihre Welt der Bücher. Da geht es ihr gut. Aber auch diese gute Zeit hält nicht unbegrenzt vor und so nimmt Julianes Leben einen sehr holprigen Lauf durch Höhen und immer wieder auch Tiefen. Sie schafft es nur schwer, sich in ihrem Leben zu verwirklichen. Eines Tages wird sie mit einer Erbschaft überrascht und findet sich anschließend im Krankenhaus wieder. Nun heißt es: alles auf Anfang. Wird Juliane sich auf diesen Neuanfang einlassen können?

Mit sehr klarer und schnörkelloser Sprache erzählt der Autor die Geschichte dieser jungen Frau, die ich sehr gern gelesen habe. Anfangs hat es sich noch etwas sehr sachlich angefühlt – so, als hätte ich eine Art Tagebuchaufzeichnung vor mir und deshalb bin ich mit der Protagonistin auch nicht gleich warm geworden (obwohl mich der Werdegang sehr interessiert hat). Je näher aber die eigentliche Handlung in die Gegenwart gerückt ist, desto näher ist mir auch die Protagonistin geworden und ich habe etwa ab der Hälfte die Geschichte viel intensiver miterleben können. Da sind viele Schwierigkeiten in ihrem Leben, der Juliane mal entschlossen entgegentritt, ein anderes Mal aber auch verunsichert den Rücken kehrt. Als es zum Zusammenbruch kommt, beginnt sie zaghaft von neuem, Vertrauen aufzubauen – in ihre Mitmenschen und in sich selbst… Und hier ist definitiv weniger mehr. Der Autor erzählt den Lebensweg der jungen Frau in sehr zurückhaltender und reduzierter Weise, die aber sehr auf den Punkt gebracht ist, so dass mich die Geschichte trotz ruhigem Tempo immer sogartiger mitnimmt. Von Überraschungsmomenten (Stalking) bis hin zum recht hoffnungsvollen Schluss hat mich der Roman sehr gut unterhalten und berühren können.

Fazit: Schönes Debüt über eine Waise, die nun als junge Frau versucht, ihr Leben zu meistern. Ruhig und klar erzählt Arno Grohs diese Geschichte, welche mich –besonders ab der Hälfte des Romans – sehr berührt und gefesselt hat.