Rezension

Der Weg einer starken Frau

Der letzte Tanz der Debütantin -

Der letzte Tanz der Debütantin
von Julia Kelly

Bewertet mit 5 Sternen

Die Zeit der Debütantinnen neigt sich dem Ende zu.

1958 werden zum letzten Mal junge Frauen als Debütantinnen am englischen Hof vorgestellt und Lily ist eine von ihnen.

Eigentlich möchte sie lieber weiter zur Schule gehen und anschließend am liebsten studieren, doch ihre Mutter und Großmutter verlangen, dass sie debütiert.

Schweren Herzens verlässt Lily also die Schule und begibt sich in die rauschhafte Welt der Partys, Lunches und der Bälle.

Stets aufrecht stehen, gut aussehen, lächeln und möglichst lukrative Bekanntschaften machen - das sind die Schritte einer Debütantin, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden und einen passenden und möglichst wohlhabenden künftigen Ehemann zu finden.

Einerseits findet Lily Gefallen an dem ganzen Brimborium, doch andrerseits fühlt sie sich oft fehl am Platz und außen vor. Gleichzeitig muss sie sich gegen Zickenterror und Anfeindungen vonseiten einer ganz bestimmten Debütantin zu wehr setzen, wenn sie nicht untergehen möchte.

Dass sich ihre Mutter stets etwas distanziert gibt und scheinbar etwas zu verheimlichen hat, macht es Lily nicht unbedingt leichter, diese kräftezehrende Zeit zu überstehen.

Mit zunehmend stärkerem Willen und der Unterstützung ihrer neugewonnenen Freundinnen stellt sich Lily jedoch jeder neuen Herausforderung auf ihrem Weg zum Glück.

Die Autorin hat es meiner Meinung nach sehr gut geschafft, die damalige Zeit und die gesellschaftlichen Verhältnisse einzufangen und lebendig wiederzugeben.

Der enorme Druck, der auf die jungen Frauen ausgeübt worden ist, hat mir immer wieder die Haare zu Berge stehen lassen.

Besonders den Zwiespalt zwischen erfrischender Moderne und verstaubter Traditionen hat Julia Kelly gut getroffen. Ihre Charaktere sich durchweg glaubhaft und authentisch.

Mit Lily hat die Autorin genau die richtige Kämpferin für ihr eigenes Glück erschaffen.

Diese junge Frau, die sich ihr Leben eigentlich ganz anders vorgestellt hat, beugt sich zwar dem Wunsch ihrer Mutter und Großmutter, doch setzt sie auch immer öfter ihren eigenen Willen durch und befreit sich so zunehmen von den Ketten, die ihr die eigene Familie und die Gesellschaft angelegt haben.

Lily ist eine Kämpferin, ohne blind um sich zu schlagen.

Beeindruckende Zeitreise in die ausgehenden 1950er in England und eine klare Leseempfehlung von mir.