Rezension

Solider 4 Sterne Roman

Der letzte Tanz der Debütantin -

Der letzte Tanz der Debütantin
von Julia Kelly

Bewertet mit 4 Sternen

Eher viktorianische Zeit, als Ende der 50 er Jahre

Nachdem Lily, ihrer Mutter zu Liebe, zugesagt hat am letzten Debütantinnenball überhaupt , teilzunehmen, finanziert ihre Großmutter die Ausbildung.

Als die Ballsaison beginnt eröffnet sich für Lily eine ganz neue Welt. Sie muss genau beobachten, wem sie sich anvertrauen kann und bei wem sie sich besser mit Äußerungen zurück hält.

Schnell wird ihr klar, wer ihr wohlgesonnen ist und wer sie nur benutzt. Ein Spießrutenlauf beginnt und ein dunkles Familiengeheimnis bahnt sich seinen Weg ans Licht.

 

 

Das Cover des Buches lockte mich, da ich eine Geschichte aus dem vorletzten Jahrhundert erwartete.

Umso überraschter war ich, das der letzte Debütantinnenball erst 1958 statt fand.

 

Lily ist eine willensstarke, junge Frau, die sich jedoch ihrer Familie gegenüber verpflichtet fühlt, diese Einführung in die Gesellschaft über sich ergehen zu lassen. Anders kann man es nicht sehen. Es macht ihr keine wirkliche Freude. Sie ist nicht so versessen darauf, wie manch andere Debütantin, einen passenden Ehemann zu finden. Lily hat das Herz auf dem  rechten Fleck und lässt im Laufe der Zeit auch ihrer Zunge die Freiheit zu sagen was sie denkt.

Das machte sie mir sehr sympathisch.

 

Leana ist oft eher gedankenlos und verletzend. Sie war mir von Anfang an nicht sympathisch. Auch die Personen, mit denen sie sich umgibt, scheinen mir nicht zu Lily und ihrer Art zu passen. Außer Gideon, der auch anders zu sein scheint, als der Rest des Leanagefolges.

 

Leanas Eltern sind grauenvoll. Sie sind die einzigen, wegen denen ich ein wenig Verständnis für Leana aufbringen kann. Wer solche Eltern hat kann eigentlich nicht anders werden. Schade.

 

Die Gruppe der Unvollkommenen ist mein Highlight in diesem Roman. Eine Wohlfühlgruppe und Oase in dieser Welt des Scheins und Seins.

 

Lilys Mutter wirkte auf mich eher schwach. Im weiteren Verlauf schienen mir ihre Aktionen eher unverständlich. Gegen Ende konnte ich sie jedoch sogar in gewisser Weise besser verstehen.

 

Lilys Großmutter ist gedanklich in der viktorianischen Zeit ihrer Jugend hängen geblieben. Für sie ist die Ballsaison das einzig wahre und sie versucht für ihre Enkelin das beste rauszuholen. Leider ist es nicht das was Lily selbst sich vom Leben erhofft.

 

Das dunkle Familiengeheimnis, das sich so nach und nach ans Licht schafft war anders als ich es vermutet habe. Schlimmer, erschütternder.  Und ich kann es nicht fassen, das zu der damaligen Zeit nicht weiter darauf eingegangen wurde.

 

Der Schreibstil der Autorin war mir sehr angenehm. Ich hatte schöne Bilder vor Augen. Der Mittelteil war mir etwas zu lang. Die Gespräche über die Kleider, Frisuren,… Aber das schien Lily sicher auch so und sollte deshalb wohl so dargestellt werden. Für mich als Leserin wirkte es aber ein wenig ermüdend und ich musste mich motivieren weiter zu lesen. 

Das letzte Drittel nahm dann aber wieder gehörig an Fahrt auf und es wurde sogar richtig spannend. Auch die Entwicklung die Lily während des Buchzeitraums machte hat mich begeistert.

Das das Setting jedoch Ende der 50 er Jahre spielte kam an kaum einer Stelle durch. Hier hätte ich mir vielleicht noch ein bisschen mehr Randnotizen aus den damaligen Zeiten erhofft.

 

Alles in allem ein schönes, unterhaltsames Buch das mir gefallen hat, aber keine Begeisterungsstürme entfachte. Solide 4 Sterne vergebe ich hierfür.