Rezension

Die digitale Welt in einer Person

iBoy - Kevin Brooks

iBoy
von Kevin Brooks

Bewertet mit 4 Sternen

Toms Leben endet als ihm ein aus dem 30sten Stock geworfenes iPhone den Schädel zertrümmert. Er stirbt nicht, doch die Bruchstücke des iPhones, die tief in sein Gehirn eingedrungen sind, verbinden sich auf verstörende Weise mit seinen Neuronen. Plötzlich hat er Zugriff auf die ganze digitale Welt, ja noch mehr. Das eröffnet ihm ungeahnte Möglichkeiten. Das heruntergekommene Viertel mit den Drogendealern und Schlägern, in dem er lebt, kann er umkrempeln. Ein Superheld. IBoy. Und er kann seine Freundin Lucy rächen, die von Gangmitgliedern vergewaltigt wurde…

Ein phantastisches Jugendbuch, das einem den Atem nimmt. Die Idee ist so naheliegend, dass man sich unwillkürlich fragt, warum vorher noch niemand etwas Derartiges erzählt hat. Die Ohnmacht, die Toms Wohngegend ausstrahlt, die Ausweglosigkeit aus einem Milieu, in das man geboren wurde und in dem man nur auf die eine oder andere Art sterben kann, wird so eindringlich beschrieben, dass es eine Gänsehaut verursacht. Die Geschichte, die Charaktere, der Stil – alles schlägt den Leser sofort in seinen Bann. Doch auf den letzten Metern wurde mir das Buch zu flach. Mir fehlt eine Dimension, die letzte Konsequenz aus allen Entwicklungen. Tom/ iBoy ist eine so großartige Idee, dass der Schluss des Buches entweder zu platt ist oder nur der Auftakt zu einem weiteren Band sein kann. Im Grunde wird hier nur ein Handlungsstrang verfolgt, der dann zwar zu einem großartigen Ende geführt wird, den Rest der Geschichte (und das ist eine Menge) einfach wegfallen lässt. Sehr schade, dass das nicht weitergeführt wird, denn der Ansatz war so vielversprechend.

Es bleibt ein spannendes Jugendbuch mit einer leicht enttäuschenden Eindimensionalität.