Rezension

Die dunklen Schatten der Träume

The Diviners - Die dunklen Schatten der Träume - Libba Bray

The Diviners - Die dunklen Schatten der Träume
von Libba Bray

Bewertet mit 5 Sternen

New York, Ende der 20er-Jahre. Die USA ist den Diviners verfallen. Während sich im Untergrund das Böse zusammenbraut, drängen immer mehr übernatürlich begabte Personen in den Schein der Öffentlichkeit. Natürlich ist Evie O’Neill vorne dabei, die es sich mit ihrem Geltungsdrang nicht nehmen lässt, ganz New York mit ihren Kräften zu bezaubern und nebenher von einer Party zur nächsten hetzt.

Es handelt sich um Band 2 der Diviners-Reihe von Libba Bray. Während mich der Reihenauftakt nur mäßig für sich einnehmen konnte, habe ich diesmal so richtig begeistert das Buch zugeklappt.

Die Autorin hat ein außerordentlich komplexes Werk geschaffen, in dem sie sehr viele Themen kombiniert und mich mit einem rundherum stimmigen Bild auf der Stelle mitreissen konnte, sodass ich das Buch kaum weglegen konnte. 

Im Vordergrund stehen die aus Teil 1 bekannten Mystery-Elemente, die diesmal erweitert wurden. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Wertvorstellungen, die Einwanderungsproblematik und die Ausgrenzung von Randgruppen thematisiert.

Erzählerischer Rahmen sind die Golden Twenties. Hier zeigt die Autorin ein atemberaubendes Talent, den Leser in diese Zeit zu versetzen. Nicht nur, dass man sich das New York dieser Zeit bildhaft vorstellen kann, sondern man bekommt sogar ein Gefühl dafür, was die Menschen damals bewegt hat. Denn mit der ersten Seite findet man sich im Flair dieser Zeit wieder: ausufernde Partys, Aufbruchsstimmung und der alles übergreifende Hang zur Maßlosigkeit sind genauso vertreten wie die moralischen Grenzen, weil sich zwar langsam viele Wertvorstellungen wandeln, doch trotzdem weit vom gegenwärtigen Niveau entfernt sind.

Hier nimmt Libba Bray die Beziehungsebene rein. Dabei hat es mir wahnsinnig gut gefallen, dass die Autorin nicht auf die Kitschdrüse drängt, sondern diese Beziehungen als Spiegel der 20er-Jahre darstellt. Zum Beispiel gibt es eine weiße Frau und einen schwarzen Mann sowie zwei Männer, auf die - realistisch betrachtet - in dieser Zeit keine hoffnungsvolle Zukunft wartet.

Dieser 2. Teil der Diviners ähnelt erneut einem Krimi und beinhaltet daher einen Fall, den es zu lösen gilt. Das Übernatürliche hat sich im New Yorker Untergrund zusammengedrängt und eine mysteriöse Schlafkrankheit treibt in der Stadt ihr Unwesen, was u.a. zu einer Quarantäne in China Town führt. Die Ereignisse rund um diese Erkrankung sind sehr spannend und faszinierend aufgebaut und ich habe bisher von keinem ähnlich verarbeiteten Thema gelesen. Die Mystery-Elemente kommen dabei nicht zu kurz. Dabei muss ich zugeben, dass ich mich diesmal einige Male richtig gegruselt habe, als ich mich im albtraumhaften New Yorker Untergrund befand und von abscheulich geratenen Wesen bedroht wurde.

Die meisten handelnden Figuren sind bereits aus dem 1. Band bekannt. Allerdings ist Evie O’Neill - diese unangenehme Person, die einem ordentlich auf die Nerven geht - nicht mehr ganz so sehr im Vordergrund. Diesmal nehmen Theta und Henry die Rollen der Protagonisten ein, die beide sehr sympathische Charaktere sind und sich neben der beruflichen Tätigkeit in einem Varieté ihrer Vergangenheit stellen.

Libba Bray lässt den Leser in das historische New York versinken. Sie zeigt auf damalige Innovationen, aus denen nichts geworden ist, und lenkt den Blick auf interessante Gebäude, die sich im Lauf der Zeit verändert haben oder abgebrannt sind. Ich mag es, wie sie einen nostalgischen Blick auf Gebäude, Personen und Ereignisse wirft und gleichzeitig der Geschichte Spannung gibt.

Mit den 2. Band von „The Diviners“ konnte mich Libba Bray nicht nur überzeugen, sondern es ist ein Buch, das mich so richtig begeistert hat. Ausgezeichnet erarbeitete Figuren, eine spannende Handlung, der alles umschließende historische Flair und die wirklich gruseligen Mystery-Elemente haben mich durch das Buch getragen und haben meine Vorfreude auf den nächsten Band angeheizt.

The Diviners - die Reihe:
1) The Diviners. Aller Anfang ist böse 
2) The Diviners. Die dunklen Schatten der Träume

© NiWa