Rezension

Die Frage nach der Identität

Unsere Namen - Dinaw Mengestu

Unsere Namen
von Dinaw Mengestu

Ein Buch, das ziemlich viele Emotionen vermittelt und viele Fragen aufwirft, die unbeantwortet bleiben. Obwohl viele sehr gute Ansätze, hat mich das Gesamtbild nicht ganz überzeugt. 3 1/2 Sterne.

Inhalt

Uganda: Isaac und Langston sind junge Männer, die in die Hauptstadt Kampala gekommen sind und sich als Studenten ausgeben. Sie freunden sich an und man verfolgt die Entwicklung dieser Freundschaft sowie die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in dieser Zeit, die schließlich zu Mord, Totschlag und Flucht führen.

USA: In den 70er Jahren nimmt sich Sozialarbeiterin Helen des afrikanischen Flüchtlings Isaac an. Dieser fasziniert sie sehr und bald entwickelt sich mehr zwischen den beiden. Doch eine weiße Frau, ein schwarzer Mann, im tiefsten Mittleren Westen der USA - hier sind Probleme vorprogrammiert. Außerdem hat Isaac nur ein Visum für ein Jahr.

Meine ausführlichere Meinung

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus Isaacs und Helens Perspektive. Hier muss ich jedoch eindeutig sagen, dass mir Isaacs Kapitel, die in Uganda spielen, viel besser gefallen haben und ich mich doch mit der teilweise recht fremden Welt und Umständen leichter identifizieren konnte als mit Helen.

Helen war für mich ein Charakter, deren Handlungsweisen ich nur sehr selten nachvollziehen konnte und mit der ich so meine Probleme hatte. Natürlich war es trotzdem interessant, gelebten Rassismus in Amerika durch das Lesen mitzuerleben, aber diese Abschnitte haben mich einfach nicht so gefesselt und hatten für mich auch die ein oder andere Länge.

Man stellt sich beim Lesen viele Fragen, von denen die wenigsten beantwortet werden, auch wenn es einige Andeutungen gibt. Dank einer Lesung, die ich besucht habe, weiß ich, dass dem Autor die Figuren, nicht Details und historische Fakten, wichtig waren. Mit diesem Wissen kann ich das Buch viel besser hinnehmen, kann mir aber vorstellen, dass es manchen Leser doch eher unzufrieden zurücklässt.

Die Geschichte konzentriert sich auf einige, wenige Figuren, die alle außergewöhnliche Beziehungen führen bzw. in solchen Beziehungen zueinander stehen. Es ist für mich mehr die allgemeine Frage nach der Identität: wer sind wir? Was bedeutet ein Name? Wie viele Identitäten und Rollen können wir in einem Leben annehmen? Kennt uns jemand wirklich - kennen wir uns wirklich? Dies ist für mich die ganz große Stärke des Buches.

Auch der Schreibstil hat mich teilweise bezaubern können, da er doch sehr speziell und individuell ist. Dennoch war das gesamte Leseerlebnis leider nicht so fesselnd, wie es hätte sein können.

Fazit

Ein Buch, was viele interessante Themen anreißt und mir auf jeden Fall lange im Gedächtnis bleibt. Da ich leider überhaupt keinen Zugang zu einer der beiden Hauptfiguren hatte und mir manches doch zu abstrakt blieb, nur 3 1/2 Sterne, aber eindeutige Tendenz zu 4.