Rezension

Verwirrspiel um Identitäten

Unsere Namen - Dinaw Mengestu

Unsere Namen
von Dinaw Mengestu

Inhalt

Die Sozialarbeiterin Helen führt ein ruhiges Leben in ihrer Heimatstadt im Mittleren Westen. Nun soll sie sich um den Afrikaner Isaac kümmern, der ein einjähriges Visum für einen Aufenthalt in den USA erhalten hat. Helen und er werden schnell ein Paar, auch wenn sie außer seinem Namen nichts von ihm weiß. Je mehr sie über seine Vergangenheit in Erfahrung bringt, desto größer wird ihre Verwirrung.

Ein paar Monate zuvor in Uganda: Isaac und sein Freund Langston träumen von einer besseren Zukunft. Für die gesellschaftlichen Veränderungen ist insbesondere Isaac bereit Opfer zu bringen. Wenn nötig sogar für sein Land zu sterben.

Meine Meinung

In seinem Roman erzählt Dinaw Mengestu, wie ein geheimnisvoller Äthiopier in den 70ern über den Umweg Uganda in den USA landet. Als er von seinem Dorf aufbricht, um sein Glück zu finden, da hat er noch dreizehn Namen

"Jeder Name stammte von einer anderen Generation meiner Familie. Und alle waren der Meinung, dass meine Familie sich glücklich schätzen durfte, eine so lange Geschichte vorweisen zu können."

Doch als er Uganda erreicht, legt er alle seine Namen ab.

"Als ich in Kampala ankam, war ich ein Niemand. Und genau das wollte ich auch sein."

Als ein Niemand möchte er sich in Uganda neu erfinden Doch in Uganda hat sich Idi Amin an die Macht geputscht und nun geht es um Bürgerkrieg und blutige Gemetzel. Auf dem Universitäts-Campus werden ihm eine Reihe von Spitznamen gegeben, bis ihm sein einziger ugandischer Freund Isaac seinen Namen schenkt und ihm das Leben rettet. Mit seinem Pass und Studentenvisum kann er sich aus den ugandischen Wirren in die USA retten. Während der echte Isaac immer tiefer in die Rebellion gegen Idi Amin verstrickt ist, fängt er einen ruhiges Leben in der kleinen Stadt Laurel an. Dort trifft er Helen, die ihn unter ihre Fittiche nimmt und sich in ihn verliebt.

"Unsere Namen" wird aus zwei Perspektiven erzählt, die sich kapitelweise abwechseln. In den Amerika-Kapiteln erzählt Helen, von den Schwierigkeiten ihrer heimlichen Liebe mit dem falschen Isaac, die dadurch erschwert wird, dass die Beziehung zu einem Dunkelhäutigen in den 1970er Jahren nicht geduldet wurde. In den Uganda-Kapiteln erzählt der Namenlose aus Äthiopien die Geschichte über seine Freundschaft mit dem echten Isaac.

Die Charaktere in "Unsere Namen" werden von Dinaw Mengestu weder facettenreich noch tiefschürfend dargestellt. Offensichtlich legt er größeren Wert darauf, die Umstände und Beziehungen zwischen den Protagonisten zu beleuchten. Allerdings hat mir an manchen Stellen ein wenig Emotionalität gefehlt, die die Figuren nachvollziehbar hätte handeln lassen und sie mir näher gebracht hätte. Dinaw Mengestu schreibt stattdessen ruhig und sehr sachlich. Für meinen Geschmack jedoch zu sachlich.

Fazit

"Unsere Namen" ist ein ruhig, sachlich und emotional zurückhaltend erzähltes Verwirrspiel um Identitäten. Ein Buch mit Anspruch, aber für meinen Geschmack manchmal zu kühl und unnahbar.