Rezension

Die Geschichte verdient es, gelesen zu werden und vielleicht auch den ein oder anderen Gedanken.

Der verbotene Garten - Ami McKay

Der verbotene Garten
von Ami McKay

Ich legte den Finger ans Kinn, schaute in den Spiegel und versuchte, einen Schmollmund zu ziehen so wie Mae vor dem Austermann.

 Wohlfühlroman? Nein bestimmt nicht. Eine ernste Geschichte eines Mädchens, das noch Träume hat. Für ihre 12 Jahre ist Moth eine wirklich starke Person.  Ihr Traum immer vor Augen versucht sie ihr Leben zu meistern. Teilweise schon sehr zielorientiert, stur und abgebrüht.
Hier erwartet euch eine tolle Geschichte, aus der Sicht der Protagonistin geschrieben, mit zahlreichen Randbemerkungen der Ärztin Dr. Sadie und einigen Artikeln. Das alles belebt das Buch und ist nicht mal annähernd störend.
Moth lebt in ärmlichen Verhältnissen auf, wird von ihrer Mutter verkauft, dort gequält und landet schliesslich in der Prostitution. Es ist erstäunlich wie stoisch Moth das ein oder andere Mal die Situationen meistert. Vielleicht gelingt ihr das alles nur, weil sie ein Ziel hat. Einen Traum, den sie erreichen will. Die Hilfe der Ärztin will sie eigentlich und doch wieder nicht, und so entstehen hier immer wieder tolle Konflikte, die sie mit sich selbst ausmachen muss. Sie muss, wie in dieser Zeit üblich, schnell erwachsen werden und hat im ganzen doch viel Glück auf ihrer Seite. Sie landet nicht, so wie am Anfang, auf der Strasse, und lernt so Personen kennen, die sie fasziniert.
Ich muss schon sagen, das die Autorin hier eine wirkliche realität geschaffen aht, wie es in den Straßen des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben muss. Moth gelingt es, nicht so zu sein, wie andere Mädchen in ihrem Alter. Sie ist noch frisch und nicht schon mit zwölf verlebt und abgestumpft. Ob man die Protagonistin mag oder nicht, scheint hier nicht relevant zu sein. Man kommt aber nicht drum rum, eine gewisse Sympatie zu entwickeln.
Teilweise erwartet und Grausamkeit, an die uns die Autorin sanft heran begleitet. Es ist nicht einfach, dann nicht selbst grausam zu werden und sich beim Schreiben dann nicht gehen zu lassen. Mitzuleiden, dramatischer zu werden. Da Moth aber ein wirklich toller Charakter ist, würde es die ganze Geschichte verformen. Sie würde nicht das sein, was sie doch schlußendlich nun ist.
Mit hat sie gefallen. Ernst, grausam, bedrückend und bewegend. Eine Story, in der man sich doch ein kleines bisschen wohlfühlt. Ein Mädchen, das kämpft und Menschen trifft, die sie an sich ran lässt. Hilfe, die sie annehmen kann und es schafft, nicht da zu landen, wo sie ohne diese Menschen nicht hingekommen wäre.
Das Cover ist wunderschön. Nur hätte ich das Buch gekauft? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob es wirklich zu der Geschichte passt. Mit der letzten Seite allerdings: Ja es passt. Also zögert nicht, das Buch ist die Lesestunden wert.

Ich hab jetzt lange gebraucht, um mich an diese rezension zu setzen. Das Buch, die geschichte ging mir nicht mehr aus den Kopf und ich brauchte dazu etwas Abstand. manchmal hat man das, dass es einem nicht gelingt, sofort seine Gedanken in Worte zu fassen. manches mal spielt auch das private Leben nicht so richtig mit. Alles zusammen, habe ich nun doch einige Worte gefunden. Das Buch hat mich überrascht und bewegt. Wir selbst können uns nicht vorstellen, wie schwer es damlas für Mädchen war. Mit 12 erwachsen sein? Nein das würde man nicht verlangen. In unserer Gesellschaft sollte man da noch Kind sein dürfen. Mich hat das Mädchen fasziniert. Manches mal dachte ich, sie schreibt von oben herab. es klang dann distanzierter. Aber viele Passagen waren bewegend und bedrückend. Das Buch ist nichts zum Herunter lesen. Lasst euch dafür ruhig etwas mehr Zeit.