Rezension

Die Sprache hat mich nicht abgeholt

Wir sitzen im Dickicht und weinen -

Wir sitzen im Dickicht und weinen
von Felicitas Prokopetz

Bewertet mit 3 Sternen

Darf ich mich vielleicht einfachmal schlecht fühlen? schreit Mama plötzlich los. Hälst du das echt nicht aus, wenn es einmal um mich geht und nicht um dich? S. 7

Christine Kerner, Mutter von Valerie Steinberg, nahm nach der Scheidung von Valeries Vater Roman, ihren Mädchennamen an. Valerie war mit Christine weitestgehend alleine aufgewachsen. Ihre Mama holte ihr Studium nach, das sie wegen ihrer Schwangerschaft aufgeben musste. An den Wochenenden fuhr Valerie allein mit Bahn und Zug zur Omi, seit sie zehn Jahre war. Sie Machte sich ihr Frühstück selbst, weil Christine ausschlafen musste, tröstete Mama, wenn die Liebeskummer hatte und sorgte allgemein für gute Laune. 

Jetzt hat Christine Krebs, leidet unter der Diagnose und Valeries Kälte. Valerie, selbst alleinerziehend hat eigene Sorgen. Sie kümmert sich zwanghaft um ihren sechzehnjährigen Sohn Tobi, vergeht fast vor Sorge um ihn und ist die einzige, die ihn versteht. Das Tobi für ein Jahr als Austauschschüler nach England geht kommt überhaupt nicht in Frage. 

Valerie besucht ihre Mutter in der Klinik, wo sie sich gekonnt dem Spiel “Schmerzgrenze” hingeben.

Ein Spiel für Mutter und Tochter mit einfachen Regeln. Wenn die Mutter weinen kann, weil die Tochter sie schlecht behandelt, ist das Ziel des Spiels erreicht. S. 71

Fazit: Die Autorin hat ihre Protagonistinnen Valerie und Christine gut abgebildet. Valerie ist die sorgenvolle überbehütende Mutter, als Konsequenz des laissez fairen Erziehungsstil ihrer eigenen Mutter, die sich eher für sich selbst interessierte, als Valerie ihre Unterstützung und Konstanz gebraucht hätte. Um die Geschichte zu verdichten nutzt die Autorin, die Technik des Rückblicks und nimmt mich immer wieder mit, in die Vergangenheit, so dass ich Christines und Romans Eltern kennenlerne. Damit wird die Geschichte generationsübergreifend. Eigentlich eine gute Idee, die im letzten Jahr viele andere Autorinnen auch hatten. Mich hat die Sprache der Autorin nicht abgeholt. In mir konnte sie keine empathischen Gefühle wecken. Was mich wundert, denn ich kenne diesen Mutter-Tochter-Konflikt bestens. Doch leider haben mich die Worte Felicitas Prokopetz nicht berührt, deshalb fand ich dieses Debüt weniger gelungen, als andere.