Rezension

Die wahre Geschichte über die Pflege eines ALS Patienten

Meine scheisskranke Familie
von Dan Marshall

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover zeigt ein gemaltes Haus auf hellem Hintergrund. Dies verleitete den Leser zwar schon mal zu einem ersten Blick, aber das letztendlich wirklich anziehende ist hier der Buchtitel. Um was würde es hier inhaltlich gehen? „Mag“ da jemand seine „liebe“ Verwandtschaft genauso wie ich und „freut“ sich tierisch auf das nächste Familienfest? Der Gedanke könnte bei dem Titel passen, hier geht es jedoch um weit mehr, als lapidare Familienproblematik, die gegen dieses Geschichte recht nichtig erscheint!

Erst einmal kurz zum Inhalt:

Dan Marshall ist 24 und steht endlich alleine auf seinen eigenen Füßen. Er ist zuhause ausgezogen und möchte sein Leben mit Freundin Abby planen und genießen. Ein ganz normaler junger Mann, dem im Leben alle Türen offen stehen…. Doch dann ist da dieses Schicksal, was einen anderen Plan vorgesehen hat: Dans Vater erhält die Diagnose ALS!

Nun zu meiner Meinung:

Ich bin mir sicher, solch einen Roman, wie er hier geschrieben steht, haben sie nicht erwartet oder sogar noch nie gelesen! Sie schmökern gerne in wahren Geschichten und Schicksalen? Gut, das passt hier! Ein bisschen herzergreifend und Tränendrüsenansprechend dürfen sie auch sein? Toll, da kommt ein weiteres Häkchen an die Liste! Und lustig mit derbem schwarzen Humor, bei dem man teils kräftig lachen muss? Sie sind jetzt irritiert? Das passt in Ihren Augen nicht? Na dann ÜBERRASCHUNG: Hier gibt es eine ganz andere, unerwartete Geschichte vom Tod der eigenen Eltern – jedoch sollten sie schon abgehärtet sein, was das derbe Fluchen angeht- denn davon wird es in den nächsten Zeilen mehr als genug geben.

Der Autor hat einen sehr außergewöhnlichen Schreibstil. Er erzählt hier seine Familiengeschichte und lässt den Leser am Tod seines Vaters teilhaben. Mit viel Witz und Humor, aber auch großem Engagement kümmert er sich um ihn und überlässt ihn keinem Pflegepersonal. Die Geschichte beginnt direkt mit einem einleitenden, persönlichen Vorwort. Nach und nach lernen wir hier auch die Familie kennen und erfahren deren bisherige Lebensgeschichte. Einige Personen sind mir direkt sympathisch, bei anderen bin ich mir noch nicht so sicher!

Stellenweise musste ich über so viel derbe Flüche und schwarzen Humor sehr lachen, teilweise war ich aber auch mehr als sprachlos und über diesen Umgang erstaunt. Für so etwas muss man schon Familienmitglied sein um manche Dinge einordnen zu können. Als Außenstehender oder gar Nachbar bleibt man hier wohl etwas ratlos zurück! Dann kommt es aber auch wieder zu Etappen, die mir schnell das Wasser in die Augen schießen ließen, da man von der Emotionalität des erlebten Augenblickes sehr ergriffen ist.

Das Buch endet zwar so, wie man es von Anfang an vermutet. Als es dann jedoch wirklich so eintraf, waren auch hier die Tränen nicht lange zu halten. So kann man schlecht sagen, ob es sich hier um ein Happy End handelt oder eher nicht.

Mein Fazit:

Ein sehr emotionales, aber auch schonungslos ehrliches Buch - gespickt mit vielen humorvollen Momenten. Da dieses Thema für jeden von uns einmal aktuell wird, wenn die eigenen Eltern oder Großeltern bzw andere Familienmitglieder gepflegt werden müssen, kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen.