Rezension

Dies verfluchte Gewerbe…

Operation Piratenjagd - Alain Felkel

Operation Piratenjagd
von Alain Felkel

Bewertet mit 4 Sternen

»Sir: Sie haben hiermit Befehl, die Prisenketsch „Intrepid“ zu kommandieren, sich nach Tripolis zu begeben, bei Nacht in den Hafen einzudringen, die „Philadelphia“ zu entern, sie in Brand zu setzen und unverzüglich Ihren Rücktritt anzutreten. Die Zerstörung der „Philadelphia“ ist von größter Wichtigkeit, und ich vertraue bei der Ausführung dieser Aufgabe auf Ihren Mut und Ihren Unternehmungsgeist. Leutnant Stewart wird Sie mit den Booten der „Siren“ schützen und wird mit diesem Schiff Ihren Rückzug decken. Wenn Sie die Fregatte entern, werden Sie möglicherweise auf Widerstand stoßen. Es empfiehlt sich, nur Säbel zu benutzen, um den Feind nicht zu alarmieren. Möge Gottes Schutz bei Ihnen sein.«

16. Februar 1804. Seit über 4 Monaten befindet sich die US-Fregatte „Philadelphia“, eins der zu dieser Zeit modernsten Kampfschiffe der Welt, zusammen mit 307 Geiseln in den Händen eines Piratenstaates. Präsident Thomas Jefferson fürchtet um sein Ansehen und seine Chancen im laufenden Wahljahr und braucht daher ganz schnell eine gute Lösung für dieses Problem.

 

Bücher über Piraten gibt es viele. Berühmte Piraten wie Henry Morgan oder Klaus Störtebeker kennt jeder, um sie ranken sich Mythen, Filme, Lieder und Romane. Aber was ist mit den Männern, die sie jagden? Die seit der Antike bis in die Gegenwart hinein den Kampf gegen sie aufnehmen? Dieses Buch befasst sich mit ihnen, mit den Piratenjägern. Was den Kampf gegen Piraten so besonders macht, brachte 1672 Sir Thomas Lynch, Gouverneur von Jamaika, auf den Punkt:

»Dies verfluchte Gewerbe besteht schon so lange und ist so umfänglich, dass sie wie Unkraut oder Hydraköpfe ebenso rasch wieder emporschießen, wie wir sie niederhauen können.«

Bemerkenswert ist: Die Aussage hat auch heute noch Gültigkeit.

 

Das Buch umfasst chronologisch den Zeitraum von der Antike bis zur Gegenwart, beleuchtet sowohl den Kampf gegen Vandalen, Wikinger und Vitalienbrüder als auch den gegen somalische Piraten der Gegenwart. Natürlich müssen dabei zunächst Begriffe geklärt werden, zum Beispiel: Wann ist ein Pirat eigentlich ein Pirat – und nicht vielleicht ein Freibeuter oder Kaperer? Durch alle Zeiten hindurch wurde die Piraterie als völlig normales Mittel der Kriegsführung eingesetzt. Wenn ich lese, mit welcher Unverfrorenheit Kaperbriefe ausgegeben wurden und man sich Freibeutern bediente, dann wundert es mich nicht, dass diese auch keine Skrupel hatten, ohne Papiere "tätig" zu werden. Das Verhältnis zwischen Piraten und Regierungsoberhäuptern war nicht selten ein äußerst spezielles…

»Obwohl der Anführer der Vitalienbrüder seine Königin schon einmal verraten hatte, nahm die Königin den Hauptmann und seine Piraten wieder in ihre Dienste. Margarethe war eine Pragmatikerin und wusste gute Soldaten und Piraten zu schätzen.«

 

Welche Faktoren begünstigen das hartnäckige Bestehen, das Immerwiederaufleben der Piraterie? Neben der Behandlung dieser Frage gibt es grundlegende Erläuterungen beispielsweise zum Thema Seerecht, Besonderheiten einzelner Schiffstypen werden beschrieben und die daraus sich für Raubzüge ergebenden Vor- oder Nachteile. Besonders interessant fand ich auch moderne Instrumente und Maßnahmen der Abwehr/Verteidigung bzw. der Bekämpfung. Immer wieder wird deutlich, wie sehr Piraten auf die gesamte Wirtschaftslage eines Landes einwirken können – sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Und wie leicht die Grenzen zwischen vermeintlich böse und vermeintlich gut verschwimmen…

 

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen. Der Autor hat es meiner Meinung nach verstanden, sehr viel Informationen in unterhaltsamer Weise darzustellen. Was mir aber nicht gefiel, war die Darstellung der Karten. Ich muss dazu sagen, dass ich Karten im Buch sehr mag und während des Lesens immer wieder gerne darauf schaue. Das war mir hier nicht gut möglich, ich empfand die Karten als zu klein und nicht gut lesbar. Meine Lesebrille habe ich überall dabei, aber keine zusätzliche Lupe ;-)

 

Fazit: Unterhaltsamer und informativer Streifzug durch die Geschichte. Habe ich sehr gern gelesen.

 

»Sir, - Ich habe die Ehre, Eure Exzellenz darüber zu informieren, dass meine Ahnungen sich glücklicherweise bestätigt haben, und dass das Piratengeschwader von „Chui-apoo“ völlig von der Streitmacht zerstört wurde, die Sie mir freundlicherweise so schnell zur Verfügung gestellt haben.

Bei dem Kampf verbrannten 23 Piratendschunken von ungefähr 500 Tonnen, die mit 12 bis 18 Kanonen bewaffnet waren. Weitere drei neue Dschunken und zwei Docks mit Schiffsausrüstungsmaterial wurden vollkommen zum Opfer der Flammen. Von 1.800 Mann, die diese Schiffe bemannten, wurden 400 getötet. Vom Rest fehlt jede Spur.«