Rezension

„Drei können ein Geheimnis für sich behalten, wenn zwei von ihnen tot sind.“ (Benjamin Franklin)

Die Stärke der Töchter -

Die Stärke der Töchter
von Ellin Carsta

Bewertet mit 5 Sternen

1937. Inzwischen sind die Nazis mit Adolf Hitler an der Macht, was auch die Firmengemeinschaft um Paul Friedrich von Falkenbach und die Brüder Wilhelm und Heinrich Lehmann zu spüren bekommen. Die drei eint ein gut gehütetes Geheimnis, doch immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Heinrich den alten Kriegskameraden Albert Zeidler ermordet hat. Paul Friedrich will sich allein mit Wilhelm über seinen Verdacht austauschen und bei ihm Rat einholen, doch dazu ist Wilhelm erst einmal nicht in der Lage, da er aufgrund seiner Enttäuschung über seinen Sohn Leopold einen Schwächeanfall erleidet. Währenddessen erfährt Wilhelmine von Falkenbach von einem Angebot an ihren Vater, das Grundstück ihrer jüdischen Nachbarn zu erwerben, was ihr die Augen öffnet über das nun in Deutschland herrschende Regime…

Ellin Carsta hat mit „Die Stärke der Töchter“ den zweiten Band ihrer historischen Falkenbach-Saga vorgelegt, der nicht nur mit einem gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund glänzt, sondern auch mit einer spannenden Handlung, die von alten Geheimnissen, Geschäftsinteressen und Freundschafts- sowie Familienbanden beherrscht wird. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Schreibstil packt den Leser von Beginn an und lässt ihn sich schnell wieder am Starnberger See einfinden, wo er die drei Unternehmerfreunde erneut begleiten darf wie auch ihre Familienmitglieder. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und Verwicklungen bieten einiges an Unterhaltungswert und Spannung, vor allem, da sich die politische Situation in Deutschland durch die Nazis und ihre neuen Erlasse immer weiter zuspitzt und auch Einfluss auf die Überzeugung der Familien nehmen. Gegenseitiges Denunzieren schürt eine Stimmung der Angst und des Misstrauens. Paul Friedrichs Verdacht macht die Freundschaft der drei Unternehmer zu einem Drahtseilakt, der durch die Unpässlichkeit von Wilhelm noch weiter verschärft wird. Auch Wilhelmine ist als Akteurin für einige Überraschungen gut, die in ihrer Familie für Unruhe sorgen. Überraschende Wendungen halten die Spannung durchweg auf einem guten Niveau.-

Detailliert ausstaffiert Charaktere mit menschlichen Ecken und Kanten wirken lebendig und glaubhaft, so dass sie den Leser von Beginn an mitziehen, der ihren Schicksalen aufmerksam folgt und mitfiebert. Paul Friedrich ist der geborene Geschäftsmann, der gewieft seine Chancen sondiert und clever alles abwägt. Manchmal ist er nicht leicht zu durchschauen und man darf gespannt sein, ob er mit seinen Handlungen Erfolg haben wird. Wilhelm hat sich mit seinem Sohn Leopold überworfen, was ihn gesundheitlich außer Gefecht setzt. Leopold kocht sein eigenes Süppchen und muss nun Verantwortung übernehmen. Die Frage ist nur, ob er bereit dafür ist, denn bisher ist er eher durch Eskapaden aufgefallen. Wilhelmine von Falkenberg ist eine aufgeschlossene Frau mit politischem Interesse. Sie ist entsetzt über die Entwicklungen in Deutschland und muss sich vorsehen, ihre Meinung so offen kundzutun. Aber auch weitere Protagonisten wie Carla und Irma besetzen wichtige Rollen in dieser Geschichte.

„Die Stärke der Töchter“ steht seinem Vorgänger an Spannung und Verwicklungen in nichts nach. Die Mischung aus historischem Hintergrund, Familiengeschichte und Geheimnissen lässt den Leser an den Seiten kleben und das Buch nicht aus der Hand legen. Kurzweilige Lektüre mit absolut verdienter Leseempfehlung.