Rezension

Dystopie für Kinder- und Jugendliche, die auch mir mit 50 Jahren gefallen hat

Casting - Yvonne Richter

Casting
von Yvonne Richter

Ein Kinder- und Jugendbuch, das eindrucksvoll zeigt, wie Zusammenhalt und Einsatzbereitschaft zu großen Zielen führen können

Bei dem Roman handelt es sich eigentlich um ein Kinder- und Jugendbuch für die Zielgruppe ab 10. Das war mir zunächst nicht bewusst, sondern ich habe erst im Laufe der Geschichte gemerkt, dass diese nicht für Erwachsene geschrieben wurde. Somit passe ich mit meinen 50 Jahren ganz und gar nicht in die Zielgruppe.

Dennoch habe ich die Geschichte genossen. Die Protagonisten Lovis und Jo habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Auch die anderen Kids, die nach und nach dazu stoßen, mag ich ausnahmslos. Die Geschichte spielt, wenn ich richtig gerechnet habe, so um 2035 – 2040, also gar nicht mehr allzu weit weg in der Zukunft. So, wie sich die Welt im Roman in diesen rd. 20 Jahren - von heute an gerechnet – entwickelt hat, ist nicht erstrebenswert. Für alle Güter gibt es Castings, selbst ein Grundbedürfnis wie essen oder auch Bildung muss sich erst durch einen Sieg erspielt werden. Dabei werden die Spiele immer sadistischer. Eine große Menge kämpft ums Überleben, während einige wenige daran verdienen und sich über Unfälle und Missgeschicke der Kämpfenden freuen.

Die Protagonisten Lovis und Jo haben langsam genug von diesem ständigen Kampf ums Überleben und den sich daraus ergebenden Lebensumständen. Sie sehnen sich nach einem selbstbestimmten Leben in einer Gemeinschaft, die jeder nach seinen Möglichkeiten mitgestalten kann. Doch damit werden sie zu einer Gefahr für die Macher der Castings, die mit allen Mitteln versuchen, den Aufstand zu verhindern.

Werden Lovis und Jo es schaffen, andere von ihrer Idee zu überzeugen? Wie wollen sie der ständigen Überwachung entkommen? Und wie wollen sie ihr Leben gestalten, wenn alle Güter, die man zum Leben braucht, nur durch Castings zu gewinnen sind?

Die Autorin jongliert gerne mit Wörtern, was man sehr gut an den Namen im Roman sehen kann. Da gibt es z.B. Kon-To, eine Art Finanzier (in der Geschichte Finanzör genannt), oder Quassel Strippe, die Chefin des Castings Toptext. Als ich noch nicht wusste, dass es sich um ein Kinder- und Jugendbuch handelt, hat mich das etwas genervt, doch für Kinder ist das sicherlich klasse.

Dass ich eine ganze Zeit lang nicht gemerkt habe, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, spricht für sich. Als Erwachsenenroman hätte ich der Geschichte 3 – 4 Sterne als Bewertung gegeben, aber als Kinderlektüre muss ich das revidieren und ganz klar mit 5 Sternen bewertet. Es handelt sich um eine Art Dystopie für Kinder, die jedoch ganz klar den Standpunkt vertritt, dass es sich lohnt, gemeinsam für eine Sache zu kämpfen, auch wenn es zunächst aussichtslos erscheint.

Ich kann diese Geschichte Kindern und Jugendlichen ganz klar empfehlen und spreche auch eine Leseempfehlung für Erwachsene aus. Ich zumindest hatte meinen Spaß daran!