Rezension

Eher ein historischer Roman als ein Krimi

Jakobsblut
von Barbara Pope

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dies ist eines der Bücher, das leider einen vollkommen irreleitenden Klappentext hat. Man glaubt einen spannenden Krimi vor sich zu haben und wird aber schon bald eines Besseren belehrt.
Ja, es geht um einen toten Säugling und auch zwei ehrbare jüdische Bürger werden in Nancy im Jahr 1894 umgebracht. Soweit stimmt die kurze Inhaltsangabe.
Aber der erste Fall ist eigentlich gar keiner und wird schnell geklärt. Und der Tod der beiden Juden ist fast nur Beiwerk in der Geschichte.
Der Roman ist meiner Meinung nach zuerst eine Gesellschaftsstudie des ausgehenden 19. Jahrhundert in Frankreich, wo nach der Dreyfus Affäre der Antisemitismus eine immer größer werdende Rolle spielt.
Mit der Bearbeitung der Mordfälle wird der junge Richter Bernard Martin beauftragt, der unvoreingenommen den wahren Täter zu finden sucht.
Durch eine schwere persönliche Krise, die dieser gemeinsam mit seiner Frau Clairie durchstehen muss, wird Bernard aber in seiner Arbeit beeinträchtigt. Er macht sich Sorgen um seine Frau, die durch einen schweren Verlust in eine Depression abgeleitet und unter einem immer größeren Einfluss einer frömmelnden Kollegin gerät.
Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, denn zum Glück lese ich auch gerne historische Romane.
Jeder, der das nicht tut und in erster Linie einen spannenden Krimi erwartet, wird eventuell enttäuscht sein.
Positiv fand ich die Darstellung von Bernard Martin und seiner Frau. Die beiden waren mir von Anfang an sympathisch und man konnte sich sehr gut in ihre Gedanken und Gefühle eindenken.
Das wertet den Roman deutlich auf.

Fazit:
Wenn man nicht zu großen Wert auf den Kriminalfall legt, ist dies ein lesenswerter historischer Roman mit gut gezeichneten Protagonisten. Außerdem erfährt man viel Wissenswertes über das Leben in Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts.