Rezension

Ein beinahe gelungenes Abenteuerbuch

Azahrú - Richard Mackenrodt

Azahrú
von Richard Mackenrodt

Bewertet mit 2 Sternen

Die Tuareg, ein Nomadenvolk in Nordafrika, sind ein wunderbarer Menschenschlag. Karg ist ihr Leben und entbehrungsreich, aber auch frei, unabhängig und stolz. Die Stellung der Frauen ist der der Männer ebenbürtig, wenngleich die Rollenverteilung traditionell ist. Vor Jahren hat Alberto Vásquez-Figueroa, inspiriert durch sie, die Bücher "Tuareg" und "Die Augen der Tuareg" geschrieben, es soll ein bisher unübersetzter dritter Band vorliegen - zwei Abenteuerromane, die einem die Füsse weghauen, so gut sind sie, sowohl inhaltlich wie auch sprachlich. Deshalb hat mich das vorliegende Debüt von Richard Mackenrodt besonders interessiert. Und zu Anfang schien es, als ob dieser Roman - zwar anders, dennoch genau so faszinieren könnte, aber dann ... stellte sich doch heraus, dass der Autor weder die Spannung hochhalten, noch seine Thematik sinngebend verknüpfen, noch sprachlich mithalten kann.

Azahrú ist ein Roman, in dessen Mittelpunkt ein junger Tuareg mit Identitätsproblemen steht. Weil Azahrú, der jugendliche Held, nämlich kein gebürtiger Tuareg ist, sondern der Sohn eines deutschen Ehepaars, jedoch aufgewachsen bei dem Stamm dieses Volkes, adoptiert vom Stammesführer und dessen Frau. Der Roman, als Abenteuerroman angelegt, ist in fünf Teile gegliedert, wobei die ersten drei in Afrika spielen, im vierten gibt es einen Abstecher nach Europa und im fünften erfolgt die Rückkehr.

Die Stärke des Romans liegt in seinem Sujet, seine große Schwäche im Stilistischen und in der Schablonenhaftigkeit mancher Nebenfiguren. Der Plot würde wohl durchtragen, doch die Wendungen, z.B. die Liebesgeschichten und die Reise nach Paris, weisen viele Unbeholfenheiten auf, ja, Naivitäten; die Liebesszenen sind schlüpfrig, also Groschenheftniveau. Grosse Literatur ist der Roman also nicht.

Solange der Roman sich den Jugenderlebnissen des Protagonisten widmet, samt der Geschichte seiner Herkunft, ist er authentisch und hat mich trotz stilistischer Unsauberkeiten in Bann geschlagen. Die Hitze der Wüste, die Unwägbarkeiten des Lebens, die Bedrohungen des Stammes der Tuareg, durch die deutsche und die französische Armee, denen das Nomadentum der Tuareg ein Dorn im Auge ist und die Zwiespalte des Stammes, das war abenteuerlich und spannend. Die Protagonisten des Stammes sind gut ausgefüllt und leben.

Doch die europäische Reise tut dem Roman nicht gut. Zu konstruiert ist der Weg dahin und „die Bösen“ sind halt nur die Bösen, sie werden missbraucht für die Kausalzusammenhänge und deshalb wird im Fortgang der Roman eindimensional und verliert völlig an Qualität. Dialoge und Sprache sind jetzt flach, unnatürlich, häufig peinlich, die Tuareg sprechen Gassensprache, und das paßt nicht. Das Leben in Europa ist durch platte Effekte und durch das Abgleiten ins Märchenhafte schnell abgehandelt. Ein Zweiteiler wäre geschickter gewesen, der es erlaubt hätte, den ausserafrikanischen Teil epischer und phantasievoller zu gestalten.

Fazit: Stilistisch nicht versiert, macht die Geschichte bis über die Hälfte hinaus dennoch super Laune. Doch zu häufig trifftet das Buch ab ins Triviale oder Belehrende und in der zweiten Hälfte häufen sich leider handwerkliche Unfertigkeiten sowie sprachliche No Gos.

Kategorie: leichte Unterhaltung // Verlag: Edition Takuba, 2014