Rezension

Ein blutiger Jugendthriller mit viel Luft nach oben!

Dangerous Visions - Es liegt in deiner Hand - Aprilynne Pike

Dangerous Visions - Es liegt in deiner Hand
von Aprilynne Pike

*Worum geht's?*
Verrate niemandem, dass du ein Orakel bist. Kämpfe mit aller Macht gegen deine Visionen an. Und ändere niemals und unter keinen Umständen die Zukunft. Diese drei Regeln bestimmen Charlottes Leben, seit sie mit drei Jahren von ihrer ersten Vision überfallen wurde. Doch wie grausam die Konsequenzen sind, wenn sie sich nicht an die Regeln hält, bekam sie drei Jahre später zu spüren: Sie wollte ihre Tante retten und verursachte einen Unfall, der ihren Vater tötete und ihre Mutter an den Rollstuhl fesselte. Nun ist Charlotte 16 Jahre alt und lebt ein einsames Leben. Sie lässt niemanden an sich heran, hält sich von allen fern. Doch dann überwältigt sie eine Vision, die sie nicht bekämpfen kann. Eine Vision, in der ein Mädchen ermordet wurde – und sie soll nicht das einzige Opfer bleiben…

*Meine Meinung:*
Mit „Es liegt in deiner Hand“ startet Aprilynne Pike in ihre neue „Dangerous Visions“-Reihe. Mit ihrer Elfen-Saga und zuletzt ihrer Göttinnen-Dilogie hat sich die junge Autorin bereits einen internationalen Namen gemacht, diesmal schlägt sie allerdings eine etwas andere Richtung ein. „Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand“ bleibt fantastisch und auch ein bisschen romantisch, wird vor allem aber sehr thrillig, brutal und blutig.

Im Fokus der Geschichte steht die 16-jährige Charlotte Westing, die seit ihrem dritten Lebensjahr von Visionen geplagt wird. Sie ist ein Orakel, doch diese Gabe ist alles andere als ein Segen. Niemand darf von ihren Visionen wissen, nicht einmal ihre Mutter, und sie darf die Zukunft auf keinen Fall verändern. Nur Charlottes Tante Sierra, die ebenfalls ein Orakel ist, weiß von Charlottes Fähigkeiten. Sie versucht jedoch mit aller Macht, Charlotte aus den Angelegenheiten der Schwesternschaft der Orakel herauszuhalten. Doch warum?

„Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand“ legt von Anfang an ein rasantes Tempo an den Tag. Dank Aprilynne Pikes leichten und lockeren Schreibstils liest sich der Roman zudem in Windeseile von der Hand. Kein Wunder also, dass sich der „Dangerous Visions“-Auftakt als wahrer Pageturner entpuppt, den ich in nicht einmal 24 Stunden ausgelesen hatte. Aprilynne Pike hat sich auch einen komplexen und interessanten Plot ausgedacht, der mich fasziniert und nach jedem Kapitel zum Weiterlesen animiert hat. Ich wollte um jeden Preis herausfinden, was für ein brutales, grausames Spiel im Städtchen Coldwater gespielt wird, und habe Charlottes spannendes und kurzweiliges Abenteuer wirklich gern verfolgt.

Zu meiner Enttäuschung blieben die Charaktere jedoch allesamt sehr blass und entwickelten sich kaum weiter. Nicht einmal Protagonistin Charlotte konnte sich einen Platz in meinem Herzen sichern. Sie war als Figur sehr süß, allerdings viel zu facettenlos und durchschnittlich, um zu überzeugen und im Gedächtnis zu bleiben. Charlotte bleibt eine nette Bekanntschaft, mit der ich in der Fortsetzung gerne Freundschaft schließen würde, sofern es Aprilynne Pike gelingt, ihr die nötige Stärke und Persönlichkeit zu verleihen.

„Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand“ ist für einen paranormalen Jugendthriller sehr grausam. Ein Mord folgt auf den nächsten, einer furchtbarer als der andere. Auch wenn Aprilynne Pike die vielen Morde nicht bis ins kleinste Detail beschreibt, schildert sie sie im Rahmen eines Jugendromans doch recht explizit und schonungslos. Charlotte findet aufgeschlitzte und deformierte Körper und Unmengen von Blut, sie ist in Leichenhallen unterwegs und wird in ihren Visionen auch Zeugin der Morde. Für sanfte Gemüter bietet dieses Buch definitiv mehr als genügend Stoff für Albträume. Mir persönlich hat Pikes Umsetzung sehr gut gefallen, aber ich würde „Dangerous Visions“ nicht bedenkenlos an jeden 13-jährigen Leser empfehlen, wie es die Altersempfehlung des Verlags vorschlägt.

Obwohl ich zu Beginn sehr begeistert von „Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand“ war und ich mich bis zum Schluss gut unterhalten gefühlt habe, habe ich das Buch nur mit einem guten und keinem begeisterten Gefühl geschlossen. Je näher die letzte Seite rückte, desto verworrener und abstruser wurde der gesamte Plot. Einige Male hatte ich sogar das Gefühl, dass selbst Autorin Aprilynne Pike den roten Faden ihres komplexen Geschichtsnetzes nicht mehr gänzlich in der Hand hatte. Auch die Auflösung fand ich im Vergleich zum Rest des Romans zu banal und zu leicht. Hier ist noch viel Luft nach oben und ich hoffe sehr, dass die Autorin diesen Raum in der Fortsetzung auch nutzen wird, denn das Konzept von „Dangerous Visions“ hat viel Potenzial.

*Fazit:*
„Es liegt in deiner Hand“ von Aprilynne Pike ist der Auftakt zur „Dangerous Visions“-Reihe, die mich gut unterhalten, allerdings nicht völlig begeistern konnte. Die Geschichte von Charlotte, dem jungen Orakel, das sich auf keinen Fall in die Zukunft einmischen darf, ist von der ersten Seite an sehr spannend und entpuppt sich dank Pikes leichtem Schreibstil als kurzweiliger Pageturner, den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Mehr als unterhalten konnte mich der Reihenauftakt aber nicht. Die Charaktere blieben mir viel zu blass und oberflächlich und auch der Handlungsverlauf entwickelte sich in ein verworrenes Durcheinander, das mal viel zu komplex und mal viel zu einfach gestrickt war. Auf die Fortsetzung freue ich mich trotzdem: „Dangerous Visions“ hat noch viel Luft nach oben und Aprilynne Pike hat definitiv das Zeug dazu, dies auch zu nutzen! Für „Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand“ vergebe ich 3 Lurche.