Rezension

Ein Buch, das mich wütend macht und fassungslos zurücklässt

Blutvogel -

Blutvogel
von Astrid Korten

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch erschien 2022 und beinhaltet 275 Seiten.

„Ich bin die Erinnerung, die du auslöschen möchtest. Ich bin ein Blutvogel.“

Taubendorf ist ein kleiner Ort in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze. Am Waldrand leben in einem abgelegenen Haus die Wolkows, eine nach außen hin perfekte Familie, wenn es da nicht die achtjährige Aljona Wolkow gäbe, die nicht an Gott glaubt. Gregor Wolkow erwischt das Mädchen dabei, wie es nachts heimlich im Wald tanzt. Er befürchtet, dass seine Tochter sich mit dem Teufel verbünden könnte. Daher wendet er sich an den Ältestenrat der örtlichen Glaubensgemeinschaft. Aljonas Ungehorsam wird sehr hart bestraft. Keinem der Wolkow-Kinder ist es zweiundzwanzig Jahre später gelungen, dem Terror des gläubigen Vaters zu entkommen. Sie können kaum über die Folgen sprechen. Nun kümmert sich Aljona um den verhassten, dementen Vater, aber der trügerische Frieden in der Familie fordert einen hohen Tribut.

„Als das Böse wie ein Sturm aufzieht und die Familie endgültig entzweit, drängen allzu lang gehütete Geheimnisse an die Oberfläche - und mit ihnen eine tödliche Gefahr…“   

Das Cover und der Titel sind sehr auffallend und man ahnt hier schon, dass irgendeine Gefahr droht. Ich liebe die Bücher der Autorin Astrid Korten über alles. Sie hat eine Art zu schreiben, die mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Wer die Bücher von der Autorin Astrid Korten kennt, weiß, dass sie sich oft Themen widmet, die es in unserer Gesellschaft gibt, über die keiner wirklich reden will und die tief unter die Haut gehen, und dass sie wirklich intensiv recherchiert, bevor sie sich darauf einlässt… Auch bei diesem Buch spürte ich von der ersten Seite an, dass hier etwas Schreckliches geschehen ist oder geschehen wird. Die Geschichte beginnt düster und bedrückend und ich fragte mich, welches Unheil hier wohl droht. Aljona Wolkow lebt in einer sehr religiösen Familie. Doch sie will eigentlich ausbrechen, ist rebellisch und tanzt immer wieder im Wald, um sich wahrscheinlich freizutanzen. Doch als sie erwischt wird, droht ihr eine harte Strafe. Die Erzählperspektive wechselt immer wieder. Wir erfahren aus Aljonas Kindheit und der Zeit des Erwachsenseins. Nun pflegt sie ihren Vater, der mittlerweile dement ist. Man spürt förmlich den Zwiespalt zwischen Hass und Pflichtbewusstsein. Mein Gott, was habe ich mit Aljona gefühlt, gelitten und gehofft. Es ist ziemlich gefährlich um sie herum. Ich möchte aber gar nichts verraten. Der Spannungsbogen ist einfach super aufgebaut. Zunächst musste ich erst einmal nachschlagen, was ein Blutvogel ist und dann stellte ich fest, dass es ihn auch in menschlicher Gestalt gibt. Nur saugen sie nicht dein Blut, sie saugen deine Seele. Leider gibt es sie nicht nur in religiösen Glaubensgemeinschaften, man kann ihnen täglich begegnen. Ich war echt fix und fertig, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe. Mich hat die Geschichte sprachlos gemacht und fassungslos zurückgelassen. Sie rüttelt auf und macht betroffen. Ich bin immer wieder zutiefst beeindruckt, wie es Astrid Korten schafft, solche Worte zu finden, die Gänsehautmomente pur hinterlassen. Zu gern hätte ich die kleine Aljona an mich gedrückt. Ich konnte immer nur den Kopf schütteln und man kann gar nicht glauben, wohin religiöser Wahnsinn führen kann. Und immer wieder fragt man sich, wie Menschen nur anderen so viel Leid antun können. So, nun lest selbst! Dies ist nichts für schwache Nerven. Wer also gern Bücher liest, die anders sind als man es gewöhnt ist, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Der absolute Wahnsinn, der wütend macht. Mich hat die Autorin Astrid Korten wieder komplett überzeugt. Mein absolutes Lesehighlight 2022!!!