Rezension

Ein emotionaler Roman, der so ganz anders ist als die hoffnungslosen Romane nach dem Tod eines wichtigen Familienmitglieds. An einigen Stellen dahinplätschernd, an anderen wiederum ergreifend. *** Drei Sterne!

Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß - Christoph Wortberg

Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß
von Christoph Wortberg

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei ungleiche Brüder und ein tragischer Vorfall – der die Kulissen einer scheinbar intakten Familie ins Wanken bringt. Ein überwältigender Roman – poetisch, direkt und unerwartet humorvoll. Lenny hat seinen älteren Bruder Jakob immer bewundert. Den Großen, den Alleskönner. Doch jetzt ist Jakob tot. Lenny beginnt, Fragen zu stellen. Wer war sein Bruder? Wer ist er selbst? Und was, zum Teufel, ist der Sinn des Lebens ohne Jakob? Da trifft Lenny auf Rosa. Sie kannte seinen Bruder. Besser als er ahnt …

Dieses Taschenbuch ist wirklich nicht sehr lang - mit insgesamt 192 Seiten und groß gedruckt hat man das Buch ganz schnell ausgelesen. Aber das Buch hat eine ganz klare Aussage und mich beschäftigt die Handlung noch immer. 
Zum einen, da es nicht einfach ein Jugendbuch ist. Der Autor Christoph Wortberg schafft es, die Handlung, die eigentlich ausweglos und ohne Zukunft zu sein scheint, in eine Geschichte zu packen, die mich emotional berührt und eingenommen hat. Denn er hat mit Lenny eine zentrale Hauptperson erschaffen, die es schafft, mit Karma und Schicksalsschlägen auf seine eigene Weise umzugehen. Mit Lennys Eltern - der Vater ein angesehener Apotheker - bringt er auch hier seine Botschaft klar und vor allem authentisch und realistisch rüber. So wirkt die Tablettensucht der Mutter nicht weit hergeholt und die Schuldgefühle und Verzweiflung des Vaters kann mit empfunden werden. In vielen Büchern trägt das Versterben eines wichtigen Familienmitglieds dazu bei, dass sich neue Ziele im Leben formen - hier ist das nicht so. Die Hoffnung und die Werte der Familie sterben und es ist die Aufgabe des Lesers daraus schlau zu werden. Mich hat beeindruckt an diesem Roman, wie unterschiedlich Menschen mit ihren Gefühlen umgehen können und wie verschieden ihre Reaktionen sind. So sind die Jakobs Eltern vollkommen verzweifelt, sie wissen nicht, wie sie mit ihrer tiefen Trauer umgehen sollen. Lenny macht sich Vorwürfe, genauso wie Jakobs ehemals bester Freund. Und dann trifft Lenny auf Rosa - durch sie sieht er das alles in einem anderen Blickwinkel. Rosa selbst wirkt fast emotionslos in dieser Sache, aber sie beginnt das Geschehene zu verarbeiten und uu realisieren. In dem Roman stecken viele Gefühle, Hoffnung und Trauer werden zur gleichen Zeit zum Ausdruck gebracht. 
Die emotionale Seite des Romans hat mich tief berührt - allerdings steckt keine vollkommene Handlung dahinter. Es passiert unerwartetes, ja, aber abgesehen von schockierenden Reaktionen und den unterschiedlichen Formen, wie die Charaktere ihre Trauer ausleben, gibt es weder Höhepunkte im Roman noch Tiefpunkte. Einige Szenen sind einfach so an mir vorbei gerauscht, da viele Zitate Eindruck auf mich gemacht haben und die Personen mich mit ihren Gesprächsfetzen in die Handlung mit einbezogen haben.

 

Ein emotionaler Roman, der so ganz anders ist als die hoffnungslosen Romane nach dem Tod eines wichtigen Familienmitglieds. An einigen Stellen dahinplätschernd, an anderen wiederum ergreifend. *** Drei Sterne!