Rezension

Ein Engel, ihr Oberstübchenbewohner und Mr Darcy mal 2

Ein Engel für Mr Darcy
von Ulrike Böhm

Inhalt:
Lisa Engel ist in der DDR aufgewachsen, hat ihre Passion zum Beruf gemacht in dem sie Bibliothekarin geworden ist und ansonsten auch mit ihrem Leben an der Seite ihres Dauerverlobten Frank, in der Gesellschaft ihres Katers Mr Darcy und mit ihrer bereits zerlesenen Ausgabe von Jane Austens "Stolz und Vorurteil" sehr zufrieden. Doch mit der Mauer fällt auch ihr Leben von einen Tag auf den anderen in sich zusammen, als sie herausfindet, dass Frank sie seit wer weiß wie lange betrügt und sie, als das Krankehaus in dem sie arbeitet privatisiert wird, auch noch ihren Job verliert, woran Halb-Engländer Simon Hadley-Ash, seines Zeichens Unternehmensberater, vermutlich nicht ganz unschuldig ist. Kein Wunder also, dass sie nicht gerade begeistert ist, als sie auf ihrer Reise durch England, auf den Spuren von Jane Austen, durch einen unglücklichen Zufall ausgerechnet auch ihn trifft...

Meinung:
Handlung:
Trotz der vielen Parallelen zu Jane Austens "Stolz und Vorurteil" ist es der Autorin doch gelungen mit "Ein Engel für Mr Darcy" eine ganz neue Geschichte zu erzählen.
Außerdem war es für mich sehr interessant zu lesen, da das alles vor meiner Zeit stattgefunden hat, wie sehr sich doch das Leben im Osten von dem im Westen unterschieden hat bzw. wie schwer es den Ostdeutschen gefallen ist sich mit der neuen Situation der Wiedervereinigung zurechtzufinden. Außerdem war mir auch nicht bewusst wie viele Vorurteile die 'Wessis' den 'Ossis' entgegen brachten oder vielleicht sogar immer noch bringen.
Eine sehr originelle Idee fand ich auch die quasi 'Buch im Buch im Buch'-Situation, da Lisas Freundin Andrea Lisas Geschichte, aufgrund deren Ähnlichkeit zu "Stolz und Vorurteil", als Buch verfasst. Also "Stolz und Vorurteil" in "Ein Engel für Mr Darcy" in Andreas Buch wegen "Stolz und Vorurteil".

Charaktere:
Die Protagonisten der Geschichte sind weder überspitzt noch nervig, sondern einfach nur authentisch und sympathisch dargestellt.
Lisa ist eine starke Frau, auch wenn sie nach der Trennung von ihrem Verlobten und dem Verlust ihres Jobs eine schwarze Phase hat, schafft sie es trotzdem sich wieder aufzuraffen. Besonders haben mir die verschiedenen Spitznamen, die sie für ihr Gewissen bzw. ihren Verstand hat gefallen z. B. "Oberstübchenbewohner" und "mein innerer Kritiker".
Ihre Schwester Sophie kann man mit nur einem Wort beschreiben: liebenswürdig, genauso wie deren Mann Torsten.
Und dann natürlich noch Mr Darcy, ähm ich meine natürlich Simon ;). Er macht in seinem Verhalten gegenüber Lisa, im Verlauf der Geschichte, eine 180° Drehung, was bei mir zur Folge hatte, dass ich ihm anfangs aufgrund seiner Vorurteile und seiner arroganten Art am liebsten eine runtergehauen hätte (was ja beweist wie authentisch die Charaktere sind), nach und nach aber, sogar schneller als Lisa, bei ihm dahingeschmolzen bin.

Schreibstil:
Ulrike Böhm überzeugt in ihrem Debütroman mit Witz (ich verweiße gerne nochmals auf Lisas Oberstübchenbewohner und innerern Kritiker :D ) und mit einem sehr flüssigen Schreibstil, der die 576 Seiten nur so dahinfliegen lässt, auch wenn man, so wie ich, kein sehr schneller Leser ist.
Auf Lisas Reise durch England war ich, zumindest gefühlt, live dabei, denn die Umgebungen sind so schön geschildert, dass ich u. a. die Farben der Blumen aus Jane Austens Garten vor meinem inneren Auge schillern sehen konnte und England jetzt mehr den je zuvor einen Besuch abstatten möchte.

Fazit:
Egal ob man "Stolz und Vorurteil" gelesen hat oder nicht (oder so wie ich, sich nicht mehr an alle Details erinnert), sollte man sich nicht vom Umfang des Buches abschrecken lassen und es UNBEDINGT LESEN.