Rezension

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Moderne Version von Stolz und Vorurteil-und genauso lesenswert!

Ein Engel für Mr Darcy
von Ulrike Böhm

Inhalt:

Lisa Engel ist großer Jane-Austen-Fan und lebt mit ihrem Kater Mr.Darcy in einer Kleinstadt in Südthüringen. Mit dem Fall der Mauer steht ihr sonst wohlgeordnetes Leben plötzlich Kopf, da helfen ihr auch die neu gewonnene Freiheit und die neuen Erfahrungen nichts. Denn aus dem Westen kommen nun auch Unternehmer, die gegen die Leute aus dem Osten ziemliche Vorurteile haben. Einer davon ist der Halbengländer Simon Hadley-Ash, den Lisa mit seiner arroganten Art gar nicht leiden kann. Dessen Freund Thorsten macht sofort mächtig Eindruck auf Lisas Schwester Sophie und schon bald heiraten die Beiden. Doch sie sind dafür mitverantwortlich, dass Lisa ihren Job als Bibliothekarin verliert und ihre Chancen auf einen Job sehen eher schlecht aus. Da kommt ihr ihr Geburtstagsgeschenk, eine Reise nach England auf den Spuren von Jane Austen, gerade recht. Blöd nur, dass Lisa dort Simons Hilfe braucht und dieser sie nun auf einer dreitägige Reise durch Südengland begleitet. Und dummerweise lernt sie auf dieser Reise auch die andere, sanfte Seite des sonst so arroganten und stolzen Unternehmers kennen-und verliebt sich in ihn. Aber können sie ihre Vorurteile und ihren Stolz überwinden?

 

Meine Meinung

Handlung:

Eine moderne Version von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, die zur Zeit des Mauerfalls spielt. Dieser Zeitraum ist gelungen ausgewählt worden und man erfährt viele Informationen zur damaligen Zeit. Es gibt viele Vorurteile zwischen Wessis und Ossis, und diese Vorurteile über Ossis greift Simon auf und überträgt sie auf Lisa. Dieser Anfang ist einfach super, da die beiden sich schon beim richtigen Kennenlernen nicht leiden können, aber eigentlich ja ineinander verliebt sind. Bei der Liebesgeschichte sind am Deutlichsten die Parallelen zum Vorbild erkennbar, was mir sehr gut gefallen hat. Die Umgebung ist jedoch eine völlig andere, nicht nur auf wenige Orte beschränkt. Hier reist man von einer kleinen Stadt in Thüringen mit der Öffnung der Grenze in den Westen oder begibt sich in Südengland auf die Spuren Jane Austens. Diese Abenteuer Lisas sind sehr gut beschrieben und ziehen einen richtig ins Buch, auch wenn sie teilweise vielleicht etwa zu ausführlich geschildert sind. Man kann sich die Orte aber sehr gut vorstellen und besonders England hat mir im Buch sehr gut gefallen und verzaubert. Die Gespräche zwischen Simon und Lisa sind meist sehr unterhaltsam und amüsant zu lesen mit den ganzen Vorurteilen und dem gekränkten Stolz, allerdings gefallen mir auch die späteren Gespräche, in denen sich Simon und Lisa halbwegs gut verstehen, sehr gut. Schön ist aber auch, dass man auch viel von Lisas sonstigem Leben mitbekommt und nicht immer nur auf der Liebesgeschichte rumgekaut wird, und es auch viele Stellen gibt, an denen Simon gar nicht erwähnt wird. Hier finde ich Lisas Kater Mr.Darcy und ihre Begegnungen mit Frank sehr interessant, die Gespräche mit ihrer Schwester Sophie waren allerdings teilweise etwas eintönig. Zum Glück gibt es nach vielen überraschenden Wendungen aber doch ein Happy End für Lisa und Simon, dass sehr Jane-Austen-Like ist. Es gefällt mir sehr gut und so bekommt die Handlung von mir 5 von 5 Punkten.

Charaktere:

Lisa war mir sofort sympathisch. Sie hat einige Rückschläge im Leben einzustecken und auch einige Beleidigungen aufgrund ihrer Körpers und ihrer Herkunft, lässt sich meist aber nicht unterkriegen, sondern kämpft mit spitzen und bissigen Bemerkungen. Zwar bemerkt man oft ihre Unsicherheit, dies lässt sie aber sehr authentisch wirken und man bemerkt ihre zwiespältigen Gefühle für Simon. Dieser macht es ihr auch nicht leicht, erst ist er unsagbar arrogant und stolz und verhält sich wie das letzte A****loch, dann zeigt er in England aber auch immer öfters seine freundliche und sanfte Seite und verliert seine Distanziertheit. Er ähnelt Mr.Darcy aus Stolz und Vorurteil wirklich so, wie auch Lisa Elizabeth Bennett ähnelt. Trotz seiner rüden Art mochte ich ihn aber sehr gerne und die beiden passen super zusammen. Lisas Schwester Sophie hingegen fand ich zu positiv und freundlich dargestellt, sie hat auf mich etwas unecht gewirkt und ich konnte sie nicht wirklich leiden. Über ihren Mann Thorsten habe ich zu wenig erfahren, allerdings fand ich es gut, dass er Lisa, wenn auch erst nach einiger Zeit, erklärt hat, warum er sie entlassen musste. Simons Schwester Nora fand ich sehr gelungen und ich mochte sie sehr gerne, auch wenn sie manchmal etwas naiv gehandelt hat. Zum Glück gibt es für sie aber auch ein Happy EndJ Frank hingegen hat dieses aber nicht wirklich verdient, er hat Lisa ziemlich fies ausgenutzt und er war mir dadurch schon ziemlich früh unsympathisch. Gut war allerdings, dass er sich dann mit Lisa und Simon gegen seine hochnäsige und fiese Mutter gestellt hat;) Zwar wurden die adligen Herrschaften vielleicht mit ein paar Vorurteilen zu viel bedeckt, ich denke nämlich nicht, dass alle so versnobt sind und Bürgerliche verachten, jedoch passt dies einfach super zum Buch. Ebenfalls 5 von 5 Punkten.

 

Schreibstil:

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Viele Stellen waren sehr amüsant zu lesen und die Gespräche von Simon und Lisa sind gewürzt mit bissigen Bemerkungen und sarkastischen Kommentaren. Gleichzeitig sind viele Stellen aber auch sehr ernst oder traurig geschildert und man gerät ins Grübeln oder leidet zusammen mit den Charakteren. 5 von 5 Punkten.

 

Cover:

Das Cover passt einfach super! Es zeigt die wichtigsten Aspekte des Buches und ist ziemlich lustig anzuschauen. Besonders Mr.Darcy gefällt mir gut;) 5 von 5 Punkten.

 

Fazit:

Eine sehr schöne Liebesgeschichte mit vielen Parallelen zu Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, genauso berührend und bissig, zugleich aber auch viel moderner und auch sehr informativ. Wer Jane Austen mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen-aber auch sonst absolut empfehlenswert! Von mir gibt es jedenfalls 5 von 5 Punkten.