Rezension

Ein erfrischend wunderlicher Roadtrip mit viel Wärme, Witz und Tiefe

Wunderlich fährt nach Norden - Marion Brasch

Wunderlich fährt nach Norden
von Marion Brasch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Herr Wunderlich ist Anfang 40 und wurde gerade von seiner Freundin Marie verlassen. Geschieden ist er auch bereits – seinen Sohn aus dieser Ehe hat er seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen.

 „Wunderlich war der unglücklichste Mensch, den er kannte. Er kannte zwar nicht viele Menschen, doch was spielt das für eine Rolle, wenn das Unglück größer ist als man selbst.“ (Zitat S. 5)

Als Wunderlich also kurz nach Maries Auszug auf dem Dach seines Hauses im Selbstmitleid schwimmt, bekommt er eine Nachricht auf seinem Handy – von „Anonym“ – mit dem Wortlaut: „Guck nach vorn“. Fortan entwickelt sich die wunderliche Geschichte eines Mannes, der mit „Anonym“ kommuniziert und auf der Suche ist. Was er letztendlich findet,  hätte er so niemals erwartet.

Ich muss schon sagen, diese Geschichte von Marion Brasch ist äußerst verwunderlich – der Name ist quasi Programm ;-) Wunderlich begibt sich also auf die Reise nach Norden und gerät währenddessen von einer verrückten Situation in die nächste. Als Leser fragt man sich immer wieder: wie kann das jetzt sein? Was hat das zu bedeuten? Ist das jetzt doch eher ein Märchen? Am Ende des Romans angelangt, sage ich: ja! Ein Märchen. Ein wunderbar erfrischendes, amüsantes, berührendes Märchen, das auch sehr viele Wahrheiten in sich birgt. Wunderlich trifft auf Finke, Tony, den Schönen Ringo, das Mädchen im Zug mit ihrem Opa… viele unterschiedliche Menschen, die ihn verändern. Anfangs noch auf der Flucht vor seinem trübsinnigen & leeren Leben, entdeckt er auf der Reise mehr und mehr die schönen & einfachen Momente, die ein Leben lebenswert machen. Aber auch Momente des Zögerns und beinahe Kapitulierens bleiben nicht aus. Die Autorin erzählt Wunderlichs wunderliche Geschichte mit viel Wärme und Leichtigkeit und mit jeder Menge Komik. Schon sehr schnell ist mir dieser Mann ans Herz gewachsen und ich habe ihn neugierig und teils mit klopfendem Herzen von einer Station seiner Reise zur nächsten begleitet. Am Ende hat mich Marion Brasch etwas ratlos und - zugegeben – leicht enttäuscht zurück gelassen. Aber das Ende ist noch nicht das Ende ;-) Das Buch lädt zum Nachdenken ein – über das Ende des Romans und über noch viel mehr.

Fazit:  Ein herzerfrischender, witziger Roman, der sich fließend lesen lässt und mich voll und ganz gefangen genommen hat. Ein modernes Märchen, das nicht unbedingt ein Märchen bleiben muss, weil man so einiges wahr werden lassen kann. Oder besser: „… eine Liebeserklärung an die sonderbaren Momente des Lebens: eigensinnig, komisch und berührend.“ (Zitat Klappentext) Bitte mehr davon Frau Brasch! Danke :-)

Kommentare

UJac kommentierte am 06. November 2015 um 19:53

Sehr gelungene Rezi, da geht's Dir mit dem Buch wie mir und jetzt weißt Du, was ich meinte.. :-) Freut mich, dass Dir mein Tauschbuch so gut gefallen hat! Übrigens, Du hast ja ein neues Foto, hätte Dich beinahe gar nicht erkannt... :-)

 

Naibenak kommentierte am 06. November 2015 um 20:00

Danke liebe Uschi! ♥ Ja stimmt, dir ging es wie mir am Ende! Wenn man aber drüber nachdenkt, dann passt es schon rein in die Geschichte! Da ist die Autorin sehr konsequent ;-) ich mag das Buch total gern - war ein richtig toller Tausch! Danke nochmal! :-)

UJac kommentierte am 06. November 2015 um 19:54

gelöscht (war doppelt, sorry)