Rezension

Ein flüssig geschriebener, aber recht seichter Frauenroman.

Tausend Wellen fern 4 - Rebecca Maly

Tausend Wellen fern 4
von Rebecca Maly

Bewertet mit 3 Sternen

Die Buchbeschreibung und die Bezeichnung „Neuseeland Saga“ lassen auf einen dicken Schmöker schließen. Es handelt sich hier aber um einen Roman von 333 Seiten, der in vier Teile (86+83+85+79 Seiten) mehr oder minder willkürlich aufgeteilt wurde. Über Sinn und Unsinn solcher Verkaufsmodelle kann man sich endlos unterhalten. An sich macht es mehr Sinn, alle Teile zu lesen.

Der Anfang ist recht einladend gestaltet, er weckt Erwartungen, die im Verlauf des Romans eher nur zum Teil eingelöst werden.

Wir befinden uns bei „Tausend Wellen Fern“ in einem seichten Frauenroman, bei dem die Liebesgeschichte in der Fremde zwischen zwei jungen Menschen aus Irland immer größeren Raum einnimmt.

Den größten Vorteil sehe ich in der lockeren, flüssigen wie bildhaften Schreibe der Autorin. Das Ganze liest sich schnell und leicht, sodass 2-3 Teile pro Leseabend möglich sind.

Zwei Frauen, Kaylee und ihre Mutter Erin,  lassen ihr altes Leben in Dublin hinter sich und steigen in ein Schiff nach Neuseeland. Unterwegs gibt es einige Abenteuer. Bei einem Sturm auf See werden Mutter und Tochter getrennt. Kaylee verbringt eine Zeit lang auf einem Walfängerschiff und macht sich dort in der Küche und Pflege nützlich. Die Szenen, die den Walfang schildern, da gibt es mehrere davon, sind schon bildhaft wie eindrucksvoll erzählt. Die Handvoll Männer auf ihren leichten Booten gegen ein Riesentier, das sie auch tot bekommen und sein Fett in Tran verarbeiten. Hier liest man des Öfteren, dass es immer weniger Wale gibt und es mit dem Walfang zu Ende geht. Ein Umweltschutzthema ist schon gut präsent.

Ansonsten wird das Leben in Neuseeland in Wellington eher detailarm geschildert. Es begrenzt sich auf die Apotheke und das Haus von Apotheker Donovan, zu dem Erin auch von Dublin aus aufbrach.

Das mit den Maoris und ihren Bräuchen, wie Kräuterkunde und etwas von ihrer Kultur, hätte es durchaus ausführlicher und mehr sein können, da wird es aber auch eher an der Oberfläche geschürft.

Vermutlich sollte man mit der jungen Kaylee durch die Geschichte gehen, daran sieht man, dass die Zielgruppe junge Frauen von ca. 20-30 sind. So wirklich warm konnte ich mit ihr nicht werden, obwohl sie schon recht praktisch veranlagt ist und sonst vernünftig und pragmatisch rüberkommt, eine gewisse Distanz blieb bis zum Schluss.

Die Perspektiven wechseln sich oft kapitelweise, manchmal aber auch innerhalb eines Kapitels. Mal ist man bei Kaylee, wo auch immer sie gerade ihre Abenteuer erlebt, mal beim männlichen Held Timothy auf dem Walfangschiff, bei dem gleich zu Anfang keine Zweifel daran bestehen, dass aus den beiden was werden sollte, mal bei Erin in Wellingtons Apotheke, die meist traurig über das Verhalten ihrer Tochter dasteht.

Die Figuren sind eher eindimensional geraten. Manchmal verlassen sie ihren Wohlfühlbereich und werden ungemütlich, aber nicht lange. Eine Figur, der älteren Ditta war schon recht urig, Kaylees Treffen mit ihr bildhaft und gut erzählt, aber auch hier blieb der Eindruck von etwas Angefangenem, aber nur an der Oberfläche Gekratztem, wie auch Erins anfängliche Schwierigkeiten mit den Töchtern des Apothekers in Wellington. Kaum eine Unstimmigkeit, ein Problem, schon löst sich alles im Wohlwollen und Verständnis unter Tränen auf.

Man hätte aus der Geschichte mehr herausholen können, wurde aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht gemacht. Daher erscheint mir die Bezeichnung Saga recht überzogen.

Nach jedem Teil gibt es ein Glossar, was solche Dinge wie Dublin(Ort), Fjord, Lissabon (Ort), einiges aus der Maori-Kultur und zum Walfang erklärt, einfache Lieblingsrezepte der Autorin, z.B. Brennnesselsuppe, Himbeer Crumble, Scones, Spinat Fritata, und das Interview mit der Autorin, das sehr nach dem selbstgeschriebenen „Interview“ zwecks der Eigenwerbung aussieht.

Fazit: Ein seichter Frauenroman, der zwar locker flüssig wie bildhaft geschrieben ist und einige wichtige Themen anspricht, aber schön auf der Oberfläche bleibt. Kann leider nur drei Sterne vergeben, was nach meinem Ermessen heißt: gut, hat aber auch Luft nach oben.