Ein Genuss!
Kurz gemacht: selten habe ich Essen indirekt so sehr genossen wie in diesem Roman. Die Schilderungen wecken Begeisterung, Bewunderung, Hunger und Lust auf's Selberkochen. Da trifft es sich gut, dass der Roman direkt einige (italienische) Rezepte mitliefert. Ich befürchte zwar, dass Pasta mit Sardellen und Kapern nicht ganz massentauglich ist, die Backrezepte sind es dafür sicherlich und Marmelade, Mixgetränk und Gemüse laden auf jeden Fall zum Ausprobieren ein.
Im Roman muss sich die Musikjournalistin Sofia kurzzeitig von Alben und Festivals verabschieden, um als Gastrokritikerin für ihr Journal einzuspringen. Bei ihren Einsätzen lernt sie die Köchin Mari kennen, die ihr augenöffnend klar macht, dass Musik und Essen sich gegenseitig beflügeln und ergänzen können.
Es ist extrem kurzweilig, Sofia auf ihren kulinarischen Ausflügen mit Mari zu begleiten, sie beim Kochen mit ihrer Familie zu beobachten und ihre anregenden Texte über Musik und Essen zu lesen. Einmal begonnen, verschlang ich das Buch in zwei Tagen. Es wird mehr als deutlich, dass Frau Satt ihr Handwerk versteht und so über Kulinarisches zu schreiben vermag, dass man es nicht nur aufnimmt, sondern es ist, als würde man selbst essen. Noch besser, denn so viel Leckeres wie hier in kurzer Zeit beschrieben wird, könnte man im echten Leben gar nicht vertragen. ;)
Wovon ich allerdings eine Prise mehr hätte vertragen können, wäre Romanhandlung gewesen. Etwas Spannung, Romantik, einen Konflikt. Solche erzählerischen Aspekte sind zwar da, aber nur wenig ausgearbeitet, Musik und Essen stehen eindeutig im Zentrum der Erzählung. Das ist aufgrund des Backgrounds der Autorin verständlich, und es ist so gut gemacht, dass auf jeden Fall ein sehr empfehlenswertes, stimmiges Buch präsentiert wird. Noch dazu ist es wunderschön - das Cover hat mich von Anfang an verzaubert. Nimmt man dieses Buch mit kulinarischer Erwartung zur Hand, wird man zu 100% befriedigt, die belletristische Erwartung kann es jedoch nicht ganz erfüllen.