Rezension

ein kleines Meisterwerk

Das Wanderkind -

Das Wanderkind
von Aude

Bewertet mit 4.5 Sternen

Corinne und Pierre wünschen sich noch ein zweites Kind. Nach einer Fehlgeburt sollen es nun Zwillinge werden. Einer der beiden ist allerdings sehr schwach, sodass die Ärzte Corinne darauf vorbereiten, ein totes und ein lebendiges Kind gebären zu müssen. Doch aller Wahrscheinlichkeit zum trotz leben beide Zwillinge! Benôit ist zwar sehr schwach und zerbrechlich aber offenbar mit einem enormen Lebenswillen ausgestattet. Der Kleine, wie er von allen genannt wird, scheint in sich zu ruhen und einfach immer zufrieden zu sein. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Hans, der von Zweifeln geplagt ist und eifersüchtig über seinen Bruder wacht.

Claudette Charbonneau alias Aude, schreibt einfach wunderbar. Kein Wort ist zu viel, keins zu wenig. Ihre Figuren sind lebendig und immer wieder stößt man auf Sätze zum innehalten. Sie beschreibt nachvollziehbar die Dynamiken innerhalb der Familie und besonders zwischen beiden Brüdern. Besonders der Wandel den Hans durchmacht ist bemerkenswert. Zwischenzeitlich einfach unausstehlich, versteht man ihn nach und nach besser, bis man schließlich ganz und gar mit ihm fühlt.

Aude ist hier auf knapp 150 Seiten ein kleines Meisterwerk gelungen. Traurig, hoffnungsvoll und schmerzhaft schön. Eine berührende Geschichte zum immer wieder lesen, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.