Rezension

Ein Leben im bunten Rausch

Sonnenkönige - Marianne Jungmaier

Sonnenkönige
von Marianne Jungmaier

Bewertet mit 3 Sternen

In sprachlicher Hinsicht ein besonderer Roman

Neben seinem Job in einer Online-Musikredaktion lebt Aidan Ignis ein Leben im Rausch. Zusammen mit seiner Freundin Hannah, mit Mitbewohnerin Sam und deren Freundin Cherry ist er selten nüchtern. Drogen, Alkohol, Zigaretten, Fetisch und wilde Partys bestimmen ihre Freizeit. Wenn er nicht gerade auf der Suche nach der nächsten Ekstase ist, hält sich Aidan gerne im Keller des Hauses auf. Sein Traum ist es, mit einem eigens dafür gebauten Holzdrachen zum Favilla-Festival in die Wüste Nevadas zu reisen, wo er das Konstrukt verbrennen will. Als er die Zusage für eine Festanstellung und für sein Kunstprojekt erhält, erfüllen sich seine Wünsche. Die Beziehung mit Hannah jedoch gerät ins Wanken, und dann taucht auch noch der attraktive Bill auf… 

„Sonnenkönige“ ist ein Roman von Marianne Jungmaier.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus zwei Teilen, wovon der erste in Berlin und der zweite in den USA (San Francisco beziehungsweise Favilla) spielt. Erzählt wird aus der Sicht von Aidan in der Ich-Perspektive. Diesen Aufbau empfinde ich als gelungen.

Der Erzählstil ist ungewöhnlich und ein Highlight des Romans. Die Sprache ist einerseits recht schnörkellos, ruft andererseits aber tolle Bilder hervor und ist stellenweise sogar poetisch. Mit ihren detailreichen Schilderungen vermittelt die Autorin eine bunte, sehr intensive Atmosphäre, in die ich gerne eingetaucht bin. Immer wieder gibt es Verweise auf Musiktitel, Filme, andere Bücher und Kunstwerke. Besonders gut gefallen haben mir die eingestreuten Zitate aus Liedern von Depeche Mode. 

Inhaltlich konnte mich der Roman dagegen weniger überzeugen. Aidan steht klar im Vordergrund der Geschichte. Durch die Ich-Perspektive fiel es mir nicht schwer, seine Sicht der Dinge zu erfahren. Insgesamt gelang es mir allerdings nicht so recht, einen Zugang zu ihm zu finden. Bis zum Schluss blieb mir seine Welt recht fern und es wird nicht so ganz deutlich, warum er weiterhin den Drogen und Partyexzessen frönt und an der Beziehung mit Hannah festhält, obwohl ihn sowohl seine Freundin als auch sein Lebensstil nicht glücklich zu machen scheinen. Eine echte Entwicklung ist nicht erkennbar. Auch Sam, Cherry, Bill und Hannah sind für mich nicht richtig greifbar, was auch daran liegen kann, dass sie recht eindimensional dargestellt werden. 

Laut Klappentext soll es im Roman um die Suche nach sich selbst und nach Freiheit gehen. Eine klare Botschaft beziehungsweise Aussage habe ich bei der Lektüre allerdings vermisst. Inhaltlich wiederholt sich der Roman sehr stark. Vermutlich wollte die Autorin das Lebensgefühl einer ganzen Generation beschreiben. Dabei werden die Exzesse der Protagonisten jedoch für meinen Geschmack zu übertrieben, oberflächlich und unreflektiert dargestellt, so dass ich wenig aus der Geschichte ziehen konnte und mich ab einem gewissen Punkt an den Wiederholungen gestört habe. Dadurch konnte mich der Roman leider emotional nicht so sehr erreichen, wie ich es mir gewünscht hätte. Als Leserin blieb ich am Ende etwas ratlos und deprimiert zurück.

Das Hardcover ist sehr hochwertig gestaltet. Sowohl der Schutzumschlag als auch der Einband sind nicht nur hübsch, sondern passen auch inhaltlich sehr gut zur Geschichte. Der Titel ist prägnant und treffend gewählt. 

Mein Fazit:
„Sonnenkönige“ von Marianne Jungmaier ist in sprachlicher Hinsicht eine außergewöhnliche und beeindruckende Lektüre. Inhaltlich bleibt der Roman allerdings hinter meinen Erwartungen zurück.