Rezension

Ein Leben lang in der Luft - bis zum Ende

Mauersegler - Christoph Poschenrieder

Mauersegler
von Christoph Poschenrieder

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, waren unzertrennlich, der Schrecken aller Lehrer, und haben sich trotz verschiedenster Lebenswege, Partner und Ehen nie ganz aus den Augen verloren. Gemeinsam tragen sie eine Schuld mit sich, was sie auch zusammengeschweißt hat. Und einmal pro Jahr haben sie sich auch getroffen, um niemals den Kontakt zueinander abbrechen zu lassen.

Jetzt sind sie alleine und alt und wollen eine Senioren-WG gründen, um dem bitteren Ende gemeinsam entgegenzusehen. Die fünf Freunde haben alle ihre Päckchen zu tragen und solange sie noch gesund sind, verläuft ihr Zusammenleben in der Villa am See harmonisch und stressfrei.

Doch als Wilhelm zum Pflegefall wird, rücken neue Themen in den Fokus, Pflegebedürftigkeit, selbstbestimmter Tod und wer übernimmt die Verantwortung, werden ausdiskutiert und eine Pflegekraft eingestellt, die frischen Wind in die Senioren-WG wirbelt. Ebenfalls wird ein Programm namens „Todesengel“ von Ernst programmiert, welches für Anspannung und Spannung sorgt – denn nun kann jeder selbst entscheiden, wann es mit ihm zu Ende sein soll und wer den Schalter umlegt.

Poschenrieder erzählt dem Leser die Geschichte der fünf Freunde durch Carl, dem ehemaligen Journalisten und Chefredakteur sowie Philosophen. Realitätsnah, erfrischend und mit viel Situationskomik, aber auch Tiefgang und ein bisschen Melancholie begleiten den Leser bis zum Ende und auch wenn er das Buch weggelegt hat, regt es doch zum Nachdenken an, ob und wie man ein selbstbestimmtes Ende gestalten möchte.