Rezension

Ein Mädchen, das die Zeit zurück"spielen" kann

Nie mehr zurück - Vivian Vande Velde

Nie mehr zurück
von Vivian Vande Velde

Die 15-jährige Zoe ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Sie liebt ihre blauen Haare. Sie führt Listen, wenn sie nervös ist (über die Rentiere des Weihnachtsmannes, etwa). Und sie kann in der Zeit zurückreisen. 23 Minuten, um genau zu sein. In der Vergangenheit hat sie gelernt, dass sie dadurch nur Schaden anrichtet. Seitdem versucht sie, das, was sie "Zurückspielen" nennt, zu vermeiden. Doch als sie miterlebt, wie ein Mann eine Bank ausraubt und ausgerechnet den einzigen Menschen im Raum erschießt, der nett zu ihr war, beschließt sie, es noch einmal zu versuchen. Sie schlingt die Arme um sich und sagt: "Zurückspielen". Und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

"Die Geschichte beginnt mit einem Akt verstörender Gewalt. Oder ... na ja ... vielleicht nicht ganz. Vielleicht beginnt die Geschichte genau dann, als Zoe in die Bank geht - nur dass sie da noch nicht weiß, dass es eine Geschichte ist."
(Seite 7) 

Nie mehr zurück weckte in mir die Assoziation einer Kinder-Krimi-Version von Und täglich grüßt das Murmeltier. Bis zu zehn Mal kann Zoe zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückspringen, bevor ihr diese Möglichkeit für immer verwehrt wird. Zehnmal kann sie zurück zu 13:16 Uhr springen, bevor der Regen einsetzt, bevor der Räuber die Bank betritt, bevor Daniel erschossen wird. Doch jedes Mal, wenn sie glaubt, ein Problem gelöst zu haben, taucht eine neue Variabel auf und das Endergebnis ist katastrophaler als das vorherige.

Nie mehr zurück spielt mit der moralischen Frage, ob ein einzelner Mensch geopfert werden darf, um viele andere zu retten. Und andersherum, ob man einen Menschen retten darf, wenn dadurch viele andere sterben. War es richtig von Zoe, in der Zeit zurückzugehen, um Daniel zu retten? Kann sie zulassen, dass durch ihr Eingreifen andere Unschuldige sterben - mehr als im Ausgangsszenario?

Gleichzeitig gab es aber auch den einen oder andere Aspekt, der mich sehr gestört hat. Das fängt schon beim "Zurückspielen" an. Das Wort kam mir gleich beim ersten Lesen merkwürdig vor. Muss das nicht "Zurückspulen" heißen? Oder "Zurückspringen"? Und tatsächlich. Laut Duden findet das Verb "zurückspielen" nur bei Ballsportarten eine Verwendung. In dem Sinn, in dem Zoe es gebraucht - nämlich die Zeit wie einen Film zurückzuspulen - ist es falsch.

Generell ist die Sprache sehr kindlich und gerade bei einem Jugendbuch erwarte ich stilistisch doch etwas mehr als Bilderbuch-Sprache. Die Sätze sind sehr vereinfacht und man findest des Öfteren Phrasen so ähnlich wie: "Zoe sollte die Polizei rufen. Aber Zoe mochte die Polizei nicht. Zoe hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Polizisten gemacht." Auch die Tatsache, wie schnell gewisse Leute Zoe glauben, dass sie aus der Zukunft kommt, ist mir etwas sauer aufgestoßen - Codewort hin oder her. Auch hätte ich mir bei den Varianten ihres Zurückspringens mehr Abwechslung gewünscht. Die Geschehnisse waren sich doch immer sehr ähnlich. Und das Ende... Tja, auch hier zeigt sich sehr deutlich, dass es sich um ein Kinderbuch handelt.

Nie mehr zurück hat mich zeitweise gut unterhalten, aber man hätte noch deutlich mehr draus machen können.