Rezension

Ein Märchen aus Eis

Ice - Hüter des Nordens - Sarah Beth Durst

Ice - Hüter des Nordens
von Sarah B. Durst

Bewertet mit 4 Sternen

Aus einem Märchen wurde Realität - aus einem erzwungenem Versprechen wurde Liebe...
Cassie lebt, seit sie denken kann, mit ihrem Vater und seinem Team in der Antarktis. Ihre Aufgabe ist es, dass Leben der Eisbären zu erforschen. Doch nicht nur das Leben der Eisbären ist spannend, denn Cassies Mutter ist seit langer Zeit verschwunden. Früher hat Cassie ihrer Großmutter geglaubt, wenn sie erzählte, dass ihre Cassies Mutter die Tochter des Nordwindes sei und dieser ihre Mutter entführt hat. Aber heute glaubt Cassie nicht mehr an solche Märchen und hält ihre Mutter für tot. Als sie jedoch einem sprechendem Bären begegnet, der ihr erklärt, dass ihre Mutter noch lebt, dass die ganze Geschichte wahr ist. Der Bär könnte sogar Cassies Mutter retten, wenn sie im Gegenzug seine Ehefrau wird. Um ihre Mutter zu retten, würde Cassie alles tun und somit willigt sie ein, nicht ahnend, dass aus diesem Versprechen eine Liebe wird, die jedoch durch einen Fluch, in größter Gefahr ist...

Dieses Buch ist für mich etwas einzigartiges. Man kann es zwar als ein Fatasybuch, bzw. Romantasy bezeichnen, aber wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es ein Märchen ist.

"Auf einer anderen Wendeltreppe führte er sie wieder hinunter in den Bankettsaal, und auf sein Zeichen hin brachte die Tafel ein neues Festmahl hervor. Es ging auf, wie eine Blume. Blütenknospen gleich entfalteten sich Schalen mit Früchten. Ein Stängel schoss in die Höhe, und an seiner Spitze erblühte ein Korb mit Brot und Gebäck."

Ich muss zugeben, ich war noch nie in der Antarktis [ihr auch nicht, oder?], aber man kennt ja Bilder aus den Medien. Doch die braucht man gar nicht, um sich die Landschaft vorzustellen! Die Autorin Sarah Beth Durst erzeugt mit nur wenigen Worten eine märchenhafte Umgebung.
Wie ich schon geschrieben habe, ist Cassie ohne ihre Mutter aufgewachsen und das ist ein Punkt in ihrem sonst so perfektem Leben, der Cassie sehr traurig stimmt. Als dann mit dem sprechendem Bären die Möglichkeit besteht, ihre Mutter zu retten, ergreift sie natürlich die Gelegenheit. Daran merkt man schon, wie sehr sie eine Mutter braucht.
Zuerst dachte ich, Cassie wäre hinterhältig, weil sie in Erwägung zieht, das Versprechen gegenüber dem Bären, der sich einfach nur Bär nennt, wieder zu brechen, sobald er seinen Teil des Deals erfüllt hat. Doch Cassie hat einfach nur Angst von dem, was sie bei dem Bären erwartet, was sehr menschlich ist. Außerdem möchte sie ja endlich ihre Mutter kennen lernen. Doch als sie sich dann in Bär verliebt, wird sogar ihre Mutter zur Nebensachen, was zeigt, dass Cassie Bär wirklich sehr liebt.
Aber sie geht zu weit, was fatale Folgen für sie und Bär hat:
Bär kann durch ihren Fehler nicht länger bei Cassie bleiben und muss gehen. Cassie möchte aber nicht mehr ohne Bär leben besonders auch, weil etwas passiert ist, dass die beiden noch mehr verbindet. Also muss Cassie sich auf die lange und gefährliche Suche nach ihrem Bär machen.
Und das ist mein einziger Kritikpunkt an der Geschichte:
Cassie und Bär verbringen meiner Meinung nach zu wenig Zeit zusammen. Außerdem ist es schade, dass man nur sehr wenig von ihnen zusammen live erlebt. Die meiste Zeit gibt es "nur" Rückblicke auf die gemeinsame Zeit.
Ein bisschen schade ist es auch, dass man die Geschichte leider nicht auch aus Bärs Perspektive erlebt. Ich denke, dass hätte der Geschichte noch den letzten Schliff verpasst.
Wie gesagt, bekommt man von Bär nicht viel mit, aber was man mitbekommt ist, dass er sehr liebevoll mit Cassie umgeht und sie auf Händen trägt. Allerdings muss man wohl dazu sagen, dass er nicht blind vor Liebe ist.
Denn wenn es zum Beispiel um seinen Job als Munaqsri [das ist so etwas wie ein Seeleneintreiber: Den sterbenden Eisbären nimmt er die Seele, bevor sie verloren geht und gibt sie neugeborenen Eisbärbabys, bevor sie tot geboren werden] geht, versteht er keinen Spaß. Dann muss auch Cassie hinten anstehen und warten, bis Bär wieder Zeit für sie hat.
Also, ich fasse nochmal kurz zusammen:
Dieses Buch ist einzigartig in seiner Form. Wenn man es liest, könnte man meinen es wäre ein Märchen für jung und alt. Es schön zu sehen, wie sehr Cassie für ihre Liebe zu Bär kämpft und wie sie wirklich die Grenzen der Welt überschreitet, um ihn zu retten. Dass man ihr oft Steine in den Weg legt ist nur verständlich, denn das was sie vorhat ist eigentlich unmöglich. Doch Cassie ist stur, zäh und verliebt und das sind doch die besten Voraussetzungen, oder? :)