Rezension

ein nervenaufreibender Thriller, der auch seine ruhigen Momente hat

Wenn die Unschuld Feuer fängt - Dania Dicken

Wenn die Unschuld Feuer fängt
von Dania Dicken

Bewertet mit 4 Sternen

Denn Unschuld und Feuer bilden die elementaren Teilchen von diesem Thriller.
Zwei große Worte, die erstmal nicht wirklich zusammenpassen, aber in diesem Fall werden sie zum Schlüsselpunkt.
Wenn sie denn mal losgelassen… das könnte kaum treffender auf beides zugeschnitten sein. Denn sowohl Unschuld, als auch Feuer kann sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
Unbedeutend positive Komponenten entwickeln, sich aber auch in eine gänzlich andere Richtung entwickeln.

Wie gewohnt , erfährt man hier auch überwiegend alles aus Libbys Sicht, was ihr mehr Tiefe und Fülle verleiht.
Aber auch die Nebencharaktere die nicht weniger wichtig sind, sind absolut greifbar, authentisch und unglaublich gut fühlbar.
Libby bekommt es hier mit gleich zwei Fällen zutun, was die ganze Sache ziemlich komplex macht.
Anfangs hatte ich meine Zweifel, ob das wirklich so funktionieren kann. Aber das tut es auf ganzer Linie.
Beide sind völlig unterschiedlich und erschüttern auf ihre eigene Art und Weise.
Erschüttert war ich über diesen Wahn, diese Skrupellosigkeit und dem fehlen jeglicher Empathie.
Das ist so unglaublich. Mit wie viel Kalkül in das Leben anderer eingegriffen wird, hat mich über alle Maßen schockiert. Die Gedanken dahinter noch viel mehr.
Besonders der Täter im Brandstifterfall hat mich wirklich fasziniert. Weil ich gemerkt habe, dass man niemals einen Menschen unterschätzen sollte, der schon jeglichen Bezug zur Realität verloren hat.
Und das kann sich letztendlich als ziemlich gefährlich erweisen.
Und letztendlich gerät Libby dadurch auch an ihre eigenen Grenzen.
Und mein Gott, dass war so intensiv, so spannend und nervenaufreibend.
Für mich tatsächlich die allerbesten Momente in dieser Story. Weil es wirklich Schlag auf Schlag geht und man einfach nicht wusste, in welche Richtungen es sich im nächsten Moment entwickeln kann.
Die Täter selbst waren zwar ziemlich vorhersehbar, was aber nicht negativ zu Werten ist. Denn die Ermittlungen drumherum war sehr detailliert und verdammt gut ausgearbeitet, interessant und facettenreich gestaltet, was mir unglaublich gut gefallen hat.

Der Start in diesen Band war sehr ruhig und bedacht ,man fühlte einfach Glück und trotzdem lag da schon ein unheilvoller Schatten über allem.
Libby glänzt mit ihrem Wissen über Profiling, was unter anderen bei den Ermittlungen sehr gut hervorkommt.
Aber mir war es diesmal tatsächlich etwas zu viel, weil mitunter doch die Spannung etwas darunter litt. Nichtsdestotrotz war es dennoch unglaublich interessant, wie treffend die Profile manchmal sind.
Aber auch im zwischenmenschlichen Bereich geht es ordentlich an die Substanz.
Denn nichts ist, wie es scheint und die Abgründe dahinter sind so unglaublich tief, dass es mich im Inneren einfach nicht loslassen wollte.
Man sieht nicht nur die Menschen, als das was sie sind.
Man sieht die Unschuld, die Schicksale, die Demütigung, Einsamkeit, aber auch Arroganz und Wut.
Und das hat mich so dermaßen beschäftigt.
Natürlich kann man einen bestimmten Aspekt dessen verstehen, aber es hat auch seine Grenzen und irgendwann ist einfach Schluss.

Im letzten Drittel zieht Dania Dicken nochmal ordentlich die Zügel an und es bleibt kein Stein auf dem anderen.
Aufhören. Schier unmöglich.
Mir lief der Schweiß in Strömen und ernsthaft, meine Augen wurden immer größer.
Weil ich mich so gut hineinversetzen konnte und es fast schon körperlich weh tat. Gott, mein Innerstes hat so gebrannt.
Der Abschluss hat mir wirklich gut gefallen.
Weil die Autorin auch wieder etwas über die Hintergründe offenbart und somit noch mehr die Neugier schürt.
Mir hat hier besonders Owen unglaublich gut gefallen und ja, er ist in meiner Achtung etwas nach oben gewandert.
Ich bin gespannt mit welcher Thematik sich die Autorin als nächstes auseinandersetzt .

Fazit:
Der dritte Band rund um Libby Whitman glänzt gleich mit zwei unterschiedlichen Themen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und deshalb auch so spannend sind.
Dania Dicken gelingt hier ein nervenaufreibender Thriller, der auch seine ruhigen Momente hat, die aber mit den Menschen dahinter unglaublich aufwühlen.
Wer eine Schwäche für Profiling hat, sollte hier definitiv zugreifen.
Mir hat dieses Mal noch ein klitzekleiner Funke gefehlt, der zur Perfektion beigetragen hätte.
Etwas zu ruhig, obwohl die dramatischen Augenblicke nicht ohne waren.